Biografien| Aktuelles

 
 
Frieda Arnold, verh.Paul

1.7.1902 - Todesdatum bislang nicht ermittelbar
 

Frieda Arnold, von Beruf Säuglingspflegerin, war mit dem Schriftsetzer Fritz Paul (* 1903 -1988) verheiratet, der bis 1935 Vertriebsleiter der Zeitschrift "Blick in die Welt" war. Sie war seit 1928 Mitglied des Bremer Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK). Nach der Machtergreifung der Faschisen beteiligte sie sich sofort an der illegalen Arbeit. Ab 1935 wurden verstärkt Flugblätter verteilt. Frieda Arnold erinnert sich, wie sie unter dem Strumpfband Flugblätter verbarg. 1936 wurden sie z.B. auf den Zufahrtsstraßen zum Freimarkt verteilt, die in kleinen Kinderportemonnais steckten und vor der drohenden Kriegsgefahr warnten. Es gelang dem ISK ein großes Netz von Vertrauensleuten zu knüpfen. Frieda Arnold hielt enge Kontakte zu Ella und Adolf Ehlers von der SAP und ab 1936 auch zum illegalen Leiter der KPD Klaus Bücking.

Illegale Arbeit und Inhaftierung

Im Herbst 1936 nahm sie einer illegalen Konferenz der SAP-Nord teil und Ende des Jahres reiste sie über Belgien, wo sie von Paul Henry Spaak (dem späteren Ministerpräsidenten)mit einem gefälschten Pass ausgestattet wurde, nach Paris zu Willi Eichler, um über die Bremer Gruppe zu informieren.
1938 wurde der gesamte innere Kreis des ISK verhaftet, lediglich Irmgard Amelung konnte noch fliehen. Frieda Arnold wurde aufgrund ihrer Kuriertätigkeit zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. 1943 wurde sie schwer krank entlassen, sie konnte weder laufen noch länger liegen. Als sie wieder gesünder war, nahmen sie und ihr Mann Kontakt zu Mitglieder der kommunistischen Partei auf "was mich immer gewundert hat. Sie waren auch beide sehr für eine Verständigung mit den Kommunisten, und glaubten, dass das möglich sei. Natürlich war Frieda besonders vorsichtig und auch ein wenig ängstlich, was nach den Erfahrungen, die sie gemacht hatte, nur zu verständlich ist. Jedenfalls war ihre erste Reaktion, als sie von unserem Sofortprogramm hörte: "Ja erwartet der Willi (gemeint war Willi Eichler), daß wir hier in Bremen eine Revolution machen sollen?"1

Dennoch beteiligte sie sich an der Initiative zur Gründung einer überparteilichen, antifaschistischen Sammlungsbewegung, die sich ab Ende Mai 1944 regelmäßig traf und nach 1945 als Kampfgemeinschaft gegen den Faschismus (KgF) weiter arbeitete . Ihr Mann wurde nach dem Krieg technischer Leiter des "Weserkurier". Sie wurde nach 1945 Mitglied der SPD und beteiligte sich am Aufbau des Arbeiterhilfswerks (AWH), aus dem später die AWO entstand. Sie organisierte die ersten Kleidersammlungen und war Leiterin der Nähstuben. Außerdem gab sie die Zeitschrift der AWO "Neues Beginnen" heraus.
Als sich 1946 die KgF auflöste, wurde ihre Arbeit in der letzten Zeitschrift der KgF "Der Aufbau" stellvertretend für alle "selbstlosen, treuen unbekannten Mitarbeiter gewürdigt - eine Rolle die typisch für viele aktive Frauen war, "die Tag und Nacht, Werktag und Sonntag zur Verfügung standen, nicht Sturm und Regen scheuten.. ihre eigenen Belange vernachlässigten um Freiheit und Wohlfahrt der Massen zu dienen."2 Kuhnhenne s.250


Aktiv für die SPD

Im Februar 1948 wurden sie und Anna Stiegler als Vertreterinnen der Frauen in den Vorstand der SPD gewählt. Auf den Treffen der Stadtteilgruppen der SPD hielt sie zahlreiche Vorträge: 1947 zum Thema "Aufgaben der sozialistischen Frau der Gegenwart" in der Schule Kornstraße. Am 20.5.47 fand Aussprache über den § 218 statt und im November hielt sie im Volksheim in der Ortstr. einen Vortrag zum Thema "unsere täglichen Sorgen".

Plan eines "Nachbarschaftshauses"

1950 konkretisierten sich die Pläne zum Bau eines Nachbarschaftshauses in Gröpelingen.Die Idee dazu entstand durch Kontakte der Arbeiterwohlfahrt Deutschland kurz nach Kriegsende mit dem Sozialwerk der Unitarian Service Committee" (USC). "Das freireligiöse Sozialwerk hatte von sich aus die Idee entwickelt, in Deutschland ein Nachbarschaftshaus in Anlehnung an amerikanische Modelle aufzubauen und damit einen Beitrag zur demokratischen Erneuerung Deutschlands zu leisten.3" Man entschied, das Haus in einem Bremer Arbeiterviertel Gröpelingen zu bauen, da dieser vom Krieg schwer betroffene Stadtteil ein dichtbevölkertes Arbeitergebiet war, in dem auch viele Kinder lebten. Am 6.12.1950 fand die Gründungsversammlung für einen "Verein Nachbarschaftshaus Bremen e.V." statt, an der Ella Ehlers, Charlotte Niehaus, Clara Jungmittag, Helene Kaisen, Heinrich Busch, Frieda Lehmkuhl, Frida Arnold , Wilhelm Waßmann und Anna Prill vom Arbeiterhilfswerk, Lotte Lemke vom Hauptausschuss, Adolf Ehlers als Vertreter der Stadt Bremen teilnahmen. Zur Vorstandsvorsitzenden des Vereins "Nachbarschaftshaus Gröpelingen" wurde Helene Kaisen gewählt.3
1952 das Ehepaar nach Frankfurt. Ihr Mann arbeitete am Aufbau der DGB eigenen Europäischen Verlagsanstalt (EVA) mit, wo er bis zu seiner Pensionierung blieb. 1979 zogen sie und ihr Mann nach Bad Essen, wo sie in der örtlichen SPD aktiv waren. Ihr Mann starb 1988,ihr Todesdatum konnte bislang nicht ermittelt werden.

Anmerkungen:

1.Rüther Martin/Schütz Uwe/Dann, Otto: Deutschland im Ersten Nachkriegsjahr, Brief Jupp Kappius aus London 12.5.1945,S.561
2.Kuhnhenne, Michaela:Frauenleitbilder und Bildung in der westdeutschen Nachkriegszeit,S. 250 Springer-Verlag, 2015
3.http://www.nachbarschaftshaus-bremen.de/index.php/das-haus/nachbarschaftshaus-historie.html,Zuggriff 26.8.2017
Literatur und Quellen: Deutschland im ersten Nachkriegsjahr,Berichte von Mitgliedern des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) aus dem besetzten Deutschland 1945/46, :Texte und Materialien zur Zeitgeschichte 10, München 1998
Kuhnhenne, Michaela:Frauenleitbilder und Bildung in der westdeutschen Nachkriegszeit, S. 250 Springer-Verlag, 2015
Marßolek Inge/ Ott René, Bremen im Dritten Reich, Anpassung - Widerstand - Verfolgung, Bremen 1986
WK 13.11.47, WK 17.5.47

Deutschland im ersten Nachkriegsjahr,Berichte von Mitgliedern des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) aus dem besetzten Deutschland 1945/46, :Texte und Materialien zur Zeitgeschichte 10, München 1998
Kuhnhenne, Michaela:Frauenleitbilder und Bildung in der westdeutschen Nachkriegszeit, S. 250 Springer-Verlag, 2015
Marßolek Inge/ Ott René, Bremen im Dritten Reich, Anpassung - Widerstand - Verfolgung, Bremen 1986
WK 13.11.47, WK 17.5.47



Autorin:Edith Laudowicz