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Marie Luise (Marel) Borchardt, geb.Voigt
1.5 1896 Bremen - 31.1.1989 in Bergen/Chiemgau

 

Marie Luise war die Tochter des Rechtsanwalts Dr. Robert Voigt (1859-1933) und seiner Frau Lina, geb. Schröder (1875-1949), der Schwester Rudolf-Alexander Schröders. Sie hatte drei Geschwister: Ursula (1898 - 3.7.1991), Erika, und Peter. Die Familie Voigt wohnte am Oster-deich in einer großen Bremer Villa. Lina (1875-1949) war Mitinhaberin des Insel-Verlages.
Das Ehepaar Voigt gehörte mit zum Leserkreis "Die goldene Wolke", den Margarete Pauli (Marga Berck) in der Villa "Lesmona" eingerichtet hatte und deren Mitglieder sich sie in ihrem Buch "Sommer in Lesmona" als Protagonisten wiederfinden. Hier wird auch Marie Luise, genannt Marel, erwähnt. Im Rahmen einer von Gustav Pauli angeregten öffentlichen Darstellung von Kunstwerken als lebende Bilder in der Gesellschaft "Union" erschien Margarethe Pauli mit der kleinen bezaubernden Marel Voigt, …, als das Selbstbildnis der Madame Vigee Lebrun mit ihrer Tochter.1
In diesem Kreis ist sie wohl auch erstmals Rudolf Borchardt begegnet, denn er las auf Einladung Rudolf Alexander Schröders in der Villa: Aus der Beschreibung der Lesung wird einiges über den exzentrischen Dichter, der Jahre später ihr Ehemann wurde, deutlich: "Da kam am Morgen jenes Tages Heymel zu uns hereingestürzt, um uns zu vermahnen: "Es darf um Gottes Willen heute abend keiner flüstern, Borchardt würde zu Tode gekränkt darüber sein. Ich gab dies am Abend noch rasch den ändern zu wissen. Und während des Vortrags saßen die Zuhörer mäuschenstill im Wohnzimmer und in meines Mannes Arbeitszimmer. Rudolf Borchardt zu hören, das nur aus seiner großartigen Konzentrationsfähigkeit mögliche freie und wirklich klassische Bilden seiner Gedanken und Sätze hingerissen mitzuerleben und ihn dabei zu sehen, seine schlanke straffe Gestalt und den energischen Kopf, der beim Vortragen von innen her beinah etwas Großartiges bekam, das hielt uns alle in einer selbstverständlichen Zucht des Hörens, die Heymels aufgeregter Beschwörung in der Früh nicht bedurft hätte." 2

Erste Begegnung


Wann genau sie sich in den Dichter verliebte, ist unbekannt. Sie begegneten sich 1917 anlässlich einer Soireé zu Ehren Rudolf von Rudolf-Alexander Schröder in Berlin in der Wohnung von Borchardt Am Karlsbad.Nach dieser Begegnung schickte ihr eine erste Huldigung. Ein Jahr später sah er sie anlässlich der Probe von Hoffmannsthals "Der Bürger als Edelmann" sahen sie sich wieder. Von da an überschüttete er sie mit mehreren Briefen täglich. "Ich liebe Dich, brauche dich, ersehne dich, umschlinge Dich zu sehr, nichts als Drang und Durst ist in mir" und sie entgegnete; "Jeden Tag wächst meine Liebe und Bewunderung für ihn - er trägt die Welt wirklich in sich." 3 Sie befand sich zu dieser Zeit in einer Gesangsausbildung und wollt diese eigentlich nicht beenden. Borchardt war noch mit der Malerin Karoline Ehrmann verheiratet, die seit Kriegsende in München lebte, außerdem warb er mit ähnlicher Vehemenz um die Tochter Sybille seines Freundes Franz Blei allerdings erfolglos.
Im März 1918 zog sie in seine Wohnung in Berlin. Insbesondere ihr Onkel Rudolf-Alexander Schröder hatte aufgrund seiner Kenntnis der "desolaten Haushaltsführung und dessen langjährig erprobte Lässigkeit im Umgang mit Kreditrückzahlungen" weckten Zweifel, ob er für seine Frau und Kinder sorgen könne.(ein berechtigte Zweifel wie sich schon bald herausstellte) Gegen eine schnelle Heirat, auf die Borchardt drängte, hatte auch Marel Bedenken, denn sie wollte eigentlich ihre Gesangsausbildung vollenden. Außerdem fürchtete sie, ihre Freiheit zu verlieren oder in eine untergeordnete Position zu geraten. Unter dem Eindruck der Revolution in Berlin mietete sich Borchardt ab Januar 1919 für ein dreiviertel Jahr mit Marie Luise in Potsdam ein. Sie spazierte durch die Park- und Schlossanlagen der verwaisten Residenz. In einem nicht abgeschickten Brief vom 3. Juli 1919 schildert er den Potsdamer Aufenthalt als ein Schäferspiel:"Wir haben einen Seen und Wälder-Frühsommer hinter und der war wie ein lebendiger Poussin, ein gewaltiger, milder, erhabener, durch dessen Vordergründe ein lebendiger Fragonard spielte, schuldlos, trotzig und nackt, lachend und halbgöttlich antik."4

Eheschließung und Umzug nach Italien


Nach diesem Aufenthalt ließ er sich scheiden - die mit der Scheidung übernommen Unterhaltsverpflichtungen erfüllte er, der vom Vermögen seiner Ehefrau gelebt hatte, nie. Am 16. November 1920 heiratete er Marie Luise in Abwesenheit aller Verwandten in Horn am Bodensee.
Borchhardt,der seit 1903 in der Toskana lebte, zog mit Marie Luise nach Italien, zunächst in die Umgebung von Lucca in die Villa di Bigiano bei Pistoia, dann nach Saltocchio bei Lucca in die Villa Bernardini.

Marel mit Corona und Kaspar
Am 27. April 1921 wurde ihr Sohn Kaspar, am 29. Januar 1923 die Tochter Corona, am 9.Dezember 1926 der Sohn Johann Gottfried und am 1928 der Sohn Cornelius geboren. Borchers war nicht in der Lage, den aufwändigen Lebensstil der Familie zu finanzieren. Wie schon in der ersten Ehe musste auch in dieser Ehe die Familie seiner Frau einspringen. Marel erhielt einen beträchtlichen Betrag von ihrem Vater. Ihr Mann hingegen erhielt nur sporadisch etwas von seinem Vater. Nach dessen Tod stritt er mit seiner Mutter und seinen Schwestern um das Erbe. Am 17.Oktober 1933 nahm sich Marels Vater Dr.Robert Voigt das Leben, weil er erfahren hatte, dass sein Socius der NSDAP beigetreten war. Marel reiste zur Beerdigung ihre Vaters erstmals wieder nach Deutschland

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Ehekrisen

Dass es trotz der Innigkeit des Dichters zu seiner Frau zu gravierenden Unstimmigkeiten kam, bezeugt ein Brief von 1936 von ihr an ihn,der als Reaktion auf einen Brief von ihm geschrieben wurde: "Ich las gestern Deinen Brief und wunderte mich sprachlos darüber, bis heut früh es mich eben nur wieder wundert, warum ich anderes von Dir erwartete. Einen Tag vor dem von mir gefundenen Brief (an Liebesbrief an eine andere Frau) versichertest Du mir Dein Glück unserer Ehe - heute wo du das Empfinden hast - heute, wo du das Empfinden hast, ich hätte den chok bekommen der das Vertrauen zwischen uns endgültig begräbt - erzählst Du mir daß du eigentlich nie glücklich warst, daß es an mir läge oder im allgemeinen oder an der Frau daß der Mann vereinsamt und allein bliebe - daß du ein Tagebuch geführt habest wo Du Dein wahres ich bekannt habest - daß ich Dich nie gekannt noch geliebt hätte. Wenn diese Ehe scheiterte lieber Borchardt so glaube mir bist Du mehr schuldig als ich. Ich habe nur den einen Fehler daß ich nur einmal lieben kann und auch da nur mit Angst - wie wahrscheinlich jeder- und einmal im Vertrauen getäuscht schwerlich diese Schmerzen nochmal trage.
Damals glaubte ich du würdest mir allmählich mehr trauen, mehr sagen und deine Fehler einsehen, ein menschlicherer und einsichtiger Mann werden. Ich glaube aber heute, daß dies nie kommen kann - Du bist sehr hochmütig und ich fürchte, dass das Wort das irgendein Grieche (du wirst wissen wer) gesagt hat wahr ist, daß selbstgefälliger Hochmut ein treuer Begleiter der Einsamkeit sei. Du bist überempfindlich und kannst nicht mehr mit Menschen umgehen. Mich verurteilst Du zu dem gleichen Leben obwohl Du mir in Treue nicht das Gleiche gibst noch je gegeben hast was ich gab.Daß ich Mutter wurde ist also mein einziger Fehler in Deinen Augen - und ich sage es war meine einzige Rettung - oder überhaupt die Rettung unserer Ehe.Die zahlreichen Affairen ihres Mannes spricht sie hier nur indirekt an. 5.
Zu erneuten Spannungen kam es 1937 kam es zwischen ihnen, als Borchardt ihren Bruder Peter um die Vermittlung eines Verlagsvertrages für sein Romanmanuskript "Vereinigung durch den Feind hindurch" gebeten hatte. Dies gelang ihm bei Bermann Fischer, Teil des Verlagshauses Fischer, das Exilautoren betreute. Borchardt war unzufrieden mit den Konditionen, insbesondere mit dem Fehlen einer Zusage für ein sofort ausgezahltes Garantiehonorar sowie mit den Terminvereinbarungen und beschuldigte seinen Schwager, dieser habe nur das einzige Interesse, mit seinen Manuskripten Geld machen zu wollen. Es kam zu einer viermonatigen Trennung des Paares.


Tod der Schwiegermutter und Verhaftung der Familie

1943 zog die Familie in die Villa Pallavicino in Forte dei Marmi. Im März des Jahres nahm sich Borchardts Mutter in Berlin das aus Angst vor der Deportation das Leben. 1945 wurde seine Schwester Helene nach Theresienstadt gebracht, überlebte aber die Gefangenschaft. Seine Schwester Vera lebte verborgen in Istanbul.
Im April 1944 erfolgte ein Umzug nach San Michele di Moriano bei Lucca in die Villa Poggio al Debbio, im April in die Villa Castoldi, in die auch der Stabsarzt Dr. Schneider einzog, SS-Offizier, doch das wusste niemand. "Man teilt die Mahlzeiten, redet miteinander. Borchardt übersetzt. Eines Abends kommt es zu unvorsichtigen Äußerungen gegen Wehrmacht und SS. Erstmals wird die Familie durch den Feld-Pastor gewarnt, Schneider sei Angehöriger des Sicherheitsdiensts. Schon am darauffolgenden Tag wird Borchardt, der 1933 dem Duce persönlich seine Übersetzung der Divina Comedia überreicht hatte und in zahlreichen Schriften eine autoritäre Herrschaft befürwortete, vom Artillerie-Hauptmann dazu aufgefordert, sich und die Familie für den nächsten Morgen zur Abfahrt bereitzuhalten: Rückführungstransport "heim ins Reich".6
"Es regnet in Strömen am Abend des 29. August 1944. Kurz vor 21 Uhr sind Rudolf und Marie Luise Borchardt gemeinsam mit ihren drei Söhnen aus der Villa Castoldi geflohen. (ihre Tochter ist zu dieser Zeit in Florenz) Nun sitzen sie in einem regendurchnässten Schützengraben nördlich von Lucca und frieren. Aus der Ferne sind Schüsse zu hören. Bomben fallen vom Himmel, Granaten explodieren. Die Alliierten sind auf dem Vormarsch, Hitlers Truppen ziehen sich zurück. Gegen Mitternacht hält es die fünfköpfige Familie nicht mehr aus. Sie brechen in eine Hütte ein, verbringen dort den Rest der Nacht. Am nächsten Tag schon gehen die Vorräte zur Neige. Caspar, der älteste Sohn, wird losgeschickt, um Essen zu besorgen. Mittlerweile durchkämmen rund 200 SS-Leute das Gebiet. Einer von ihnen erkennt in Caspar den Sohn des Gesuchten, den Sohn des 67-jährigen "Exildeutschen aus Deutschland" - so wird es später in einer italienischen Zeitung zu lesen sein. Caspar wird gezwungen, das Versteck zu verraten. Am 2. September setzt sich die Marschkolonne, die die Familie Borchardt transportiert, in Bewegung Richtung Norden. Bewacht wird die Familie von dem aus Magdeburg stammenden Feldwebel Paul Müller, ‚mit einem stets von seiner Schulter hängenden, durchgeladenen MG', wie sich Cornelius Borchardt erinnert." 7
Sie werden auf Lastwagen geladen und über Modena, Mantua und Verona(von dort aus mit dem Zug) nach Innsbruck gebracht,wo sie am 13.9. eintreffen. Hier begleitet der Feldwebel Müller das Ehepaar Borchardt noch zwecks Ausstellung einr Aufenthaltsbescheinigung zur Gauleitung begleitet und sich danach verabschiedet.Sie sind frei. "In Innsbruck finden die Borchardts Unterkunft im Speckbacher Hof. Das Hotel entspricht nicht den Erwartungen der Familie. Die Betten starren vor Dreck, es wird nicht geheizt, es gibt keine Lampe zum Lesen. Durch die Vermittlung eines Bremer Freundes, den Marie Luise Borchardt zufällig auf der Straße trifft, übersiedelt die Familie ins Gschnitztal, flüchtet geradezu in die Unwegsamkeit des Gebirges', wie Borchardt seinem Freund Rudolf. A. Schröder schreibt, 'da jenes für unsere Bedürfnisse keineswegs geeignete Hotel und auch das bäurische Benehmen der Leute nicht länger zu ertragen war.' Am 24. Oktober erreichen die Borchardts Trins, ein damals etwa 500 Seelen zählendes Haufendorf, verwinkelt und dicht verbaut, auch heute noch. Früher Wintereinbruch, es ist sehr kalt. Borchardt, der Garten- und Pflanzenliebhaber, sieht das Laub der Bäume, die herbstlichen Wiesen nur mehr für wenige Tage. Bald versinkt die Welt im Schnee, man ist abgeschnitten von der Welt, ‚eingeschlossen', wie Borchardt in seinem Brief schreibt, nichts kommt mehr durch, keine Autos, keine Reisenden, Versorgungsgüter, Boten. Die alpine Landschaft, wie übrigens auch das Meer, ist nicht Borchardts Landschaft. Er mag die Berge nicht. Wo man in Trins auch hinschaut, von allen Seiten drängen sich hier steile Wände auf, rücken an einen heran, ‚bietet sich', so Borchardt, ein unerträglicher Anblick von Bergen, Wäldern, Eis und sehr hoher Schneemassen auf dem Gipfel." 8 Die Familie bezieht drei Zimmer im am östlichen Ortseingang gelegenen, erst 1927 erbauten Alpenhotel Trinser Hof. Hier kommt es zu einem verhängnisvollen Unfall: Am späten Nachmittag des 10. Januar bricht er beim Versuch, etwas Tabak vom Sims eines Kastens zu holen, tot zusammen, fällt in die Arme seines jüngsten Sohnes Cornelius. In seinem dünnen Sommeranzug wird er in der Totenkapelle aufgebahrt und von einem protestantischen Pfarrer beerdigt. Außerhalb des Friedhofs, an der Rückseite der Kirche, eingeklemmt zwischen Kirchturmsmauer und Aufbahrungshalle, einem schmalen Durchgang, wo man gewöhnlich die verblühten Blumen der Gräber hinschmeißt."8

zurück in Bremen


Marie Luise ging mit den Kindern (Corona, die beim Abtransport der Familie in Florenz war, kehrte in das Haus zurück und sammelte dort die verbliebenen Manuskripte ein und reiste anschließen zur Familie. Nach Borchardts Tod reiste Marel mit den Söhnen nach Bremeb-Platjenwerbe,wo sie in das ehemalige Sommerhaus der Familie Kulenkampff-Pauli einzog. Hier hatte im Krieg die Familie Voigt nach der Zerstörung des Hauses am Osterdeich auch gelebt. Marie Luise widmete sich in den folgenden Jahren der Herausgabe des Werkes ihres Mannes. 1955 wurde auf ihre und Rudolf-Alexander Schröders Initiative in Bremen die Rudolf Borchardt-Stiftung gegründet, die sich der Aufarbeitung seines noch unveröffentlichten literarischen Werkes. >
1960 zog sie nach Sonnenleiten in das Rudolf Alexander Schröder Haus. 2014 erschienen die Briefe, die er von 1918 bis zu seinem Lebensende an sie schrieb: "Ausführliche Schilderungen gelten dem täglichen Schreibtischgeschäft, dem Gärtnern, den Begegnungen mit Freunden in Italien. Durchmischt mit leidenschaftlichen Liebesgedichten an Marel dokumentieren die drei Bände durch die Kriegsjahre und bis zu Borchardts Tod im Januar 1945 eine Liebesbeziehung, die trotz aller Zerreißproben niemals ernsthaft infrage steht - getragen allein von Marie Luise Borchardts Lebensklugheit und Lebensenergie, der in diesen Briefen das schönste Denkmal gesetzt wird.

Gedicht Rudolf Borchardts aus der Sammlung Gedichte aus den Jahren 1898 bis 1944 Marel von Viareggio kommend
Wenn Dich, mit diesem Blick, der Fahnen schwenkt,
Aus Einem Tag erneuert,
Das weit aus rollende Meer mir wiederschenkt
Und wie die Muschel steuert

In der, mit einer Brust in jeder Hand,
Goldbraun und rosenmündig
Die erste seiner Ausgeburten stand
Unreuig und unsündig

Vergangenheit-los, aller Zukunft Trutz
Und allem Wandel höhnend,
Schön nicht für Dienst, vollkommen nicht für Nutz, Siegreich, und nicht versöhnend -

Wie dünkte michs nicht jählings ohne Sinn,
Dass ich die blaue Ader,
Den Gruss der Hand, dies Lächeln um das Kinn
Gekettet in den Hader

Des Lebensstreits von Minder und von Mehr,
Von unterthan und stärker -
Denn Dir, die Haft, auch andre, minder schwer, Die leichteste, war ein Kerker.
Ich kann Dich Deiner Muschel nicht zurück
Befehlen zu Korallen, Du trankst vom Kruge dieser Welt, - mit Glück
Auch Tropfen, dreingefallen -
Zu solchen die, wie gern! ich Dir erspart,
Auch die nur ich verschuldet,
Denn Widerspruch mit sich ist diese Art Mensch, der sich nie geduldet. Wirf Dich ins Meer, und lass drin die Gestalt Die Welt Dir schuf, ertrinken -
Du schwebst doch in den ewigen Aufenthalt
Zu Wundern, die nicht sinken -

Oh Morgendliche, ohne aufzugehn,
Als war ihr Sinken Sage:
Jung, und von je her - plötzliches Entstehn -
Geschöpf vom Ersten Tage.

Anmerkungen:
1. Berck, Marga; Die goldene Wolke, S.34
2. ebda. S.23
3. Kissler, Alexander,Wo bin ich denn behaust?" Rudolf Borchardt und die Erfindung des Ichs. Wallstein Verlag, Göttingen 2003.
4. Spren gel.Peter, S.271 5. Sprengel, Peter, S.383 6.In den zahlreichen Lebensschilderungen Borchardts wird das familiäre Leben kaum erwähnt und auch Marel wir nur in Zusammenhang mit der Arbeit für ihn erwähnt.
7.Kathan, Iris: Blumentöpfe sind nicht rückgängig zu machen, Quartheft Kultur Tirol Nr. 26/15
8.ebda Rezensionsnotiz Martin Walsers zu den Briefen an Marie Luise: Die Zeit, 11.12.2014
Dass Briefe Kunst sind, ein Sprachfest, weiß Martin Walser spätestens seit der Lektüre von Rudolf Borchardts in drei Bändern edierten Liebesbriefen an seine Frau Marie Luise Voigt. Mitunter sind sie Gedichte voller Kraft und Sprachreichtum außer jeder Kategorie, findet Walser. Über das Nichtnachlassen dieser Kraft in 298 Briefen kann er nur staunen. Ebenso darüber, wie dieses Texte immer die ganze Welt produzieren in den höchsten Sätzen, aber ohne es darauf abzusehen, wie Walser erklärt. Ihn betören "Sinnlichkeitsmomente" und Reflexion, "Metaphern-Gewitter" und eine Sprachgewalt, der die Adressatin, wie Walser einräumt, nicht genügen kann. Macht aber nichts, meint der Rezensent, schon angesichts des 79-seitigen Hauptbriefs, dieser Biografie in Briefen, dieses wichtigsten Textes über den Dichter Borchardt, wie Walser findet.
Publikationen
Rudolf Borchardt: Briefe an Marie Luise Borchardt, Band 1
Reden hrsg. von Marie Luise Borchardt, Rudolf Alexander Schröder und Silvio Rizzi, Stuttgart 1955
Erzählungen hrsg. von Marie Luise Borchardt und Silvio Rizzi, Stuttgart 1956
Gedichte hrsg. von Marie Luise Borchardt und Herbert Steiner, Stuttgart 1957
Übertragungen hrsg. von Marie Luise Borchardt unter Mitarbeit von Ernst Zinn, Stuttgart 1958
Gedichte II / Übertragungen II hrsg. von Marie Luise Borchardt und Ulrich Ott unter Beratung von Ernst Zinn, Stuttgart 1985
Dramen hrsg. von Marie Luise Borchardt unter Mitarbeit von Ernst Zinn, Stuttgart 1962. Dantes Comedia Deutsch hrsg. von Marie Luise Borchardt, Ulrich Ott und Ernst Zinn, Stuttgart 1967
Der leidenschaftliche Gärtner hrsg. von Marie Luise Borchardt unter Mitarbeit von Ernst Zinn und Ulrich Ott, Stuttgart 1968
Prosa I hrsg. von Marie Luise Borchardt, Stuttgart 1957
Prosa II hrsg. von Marie Luise Borchardt und Ernst Zinn, Stuttgart 1959
Prosa III hrsg. von Marie Luise Borchardt und Ernst Zinn, Stuttgart 1960
Prosa IV hrsg. von Marie Luise Borchardt, Ulrich Ott und Ernst Zinn, Stuttgart 1973
Prosa V hrsg. von Marie Luise Borchardt und Ulrich Ott unter Mitwirkung von Ernst Zinn, Stuttgart 1979
Prosa VI hrsg. von Marie Luise Borchardt, Ulrich Ott und Gerhard Schuster unter Mitarbeit von Angelika Ott und unter Beratung von Ernst Zinn, Stuttgart 1990
Autorin:Edith Laudowicz

Literatur und Quellen:
Apel Friedmar: Gegen Erdreich und Klima siegt nur Tradition - Fortgesetzte Abreise aus der deutschen Gegenwart - Rudolf Borchardt in seinen Briefen von 1895 bis 1930 Von Rezension FAZ 11.05.1996
Berck, Marga: Die goldene Wolke, Bremen 1954
Anz Thomas: Faschismus oder Felswand im Gelände? Rudolf Borchardt und die Literaturkritik,Eine Rezension Fritz Brügels aus dem Jahr 1937 und das Feuilleton von heute,Literaturkritik.de, Ausgabe 05-2004
Goethehaus Frankfurt: Herz und Pulsschlag dieses Lebens .... Rudolf Borchardts Briefe an seine Frau,Ausstellung Kissler, Alexander: "Wo bin ich denn behaust?" Rudolf Borchardt und die Erfindung des Ichs.Cicero 124(12 2014),S.125-128, Wallstein Verlag, Göttingen 2003
ders. Signatur einer Epoche, Wer liebt zittert, die erstmals erschienenen Briefe zwischen dem Schriftsteller Rudolf Borchardt und seiner Frau Marie-Luise
Tagespiegel 26.10.2014
Schuster, Gerhard: Das Land hat keine Kinder und kein Licht.Die Malerin Karoline Borchardt,geb. Ehrmann (1873-1944). [In:] TITAN. Mitteilungen des Rudolf Borchard Archiv, Rotthalmünster 2006
Sprengel, Der Herr der Worte, München 2015
Quart Heft für Kultur Tirol Nr. 26/15 Weser-Kurier: 22.11.55,14.5.64,15.4.1980
Rudolf-Borchardt-Gesellschaft

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