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Greuer-Gill, Adelgunde Auguste geb. Greuer
29.1.1846 in Bromberg + 13.1.1927 Berlin
 

Adelgunde Auguste Greuer war die Tochter des Schlossermeisters Eduard Greuer und seiner Ehefrau Henriette, geb. Szwayczewska. Sie hatte drei Brüder.Ihre Mutter unterstützte ihren Wunsch, Lehrerin zu werden, nicht. Sie setzte sich jedoch durch und konnte 1866 die Prüfung "zur Ertheilung des Unterrichts in Töchterschulen mit Einschluß des Französischen" ablegen."1
Sie arbeitete zwei Jahre als Hauslehrerin in Haushalt eines Rittergutbesitzers. Gleichzeitig bereitete sie sich auf die Prüfung als Englischlehrerin vor, die sie erfolgreich bestand. Warum sie ihre Heimat verließ und sich in Bremerhaven niederließ, ist nicht bekannt. Sie wurde 1869 an der städtischen Volksschule eingestellt, wechselte dann aber an die Höhere Töchterschule, die "auf Aktionärsbasis von angesehenen Bürgern Bremerhavens in der Fährstraße geründet worden war, die zunächst von Doris Bertholdi geleitet wurde, die aber ab 1863 von Dr. Anton Koch auf eigene Rechnung weiter geführt wurde. In der Grünenstraße wurde ein neues Schulhaus errichtet."2 Nach dem Wechsel Anton Kochs zur Realschule übernahm 1870 die 24jährige die Leitung der Schule. Die Schule erhielt pro Klasse und Jahr 100 Taler aus dem Haushalt der Stadt.!862 wurden die privaten Schulen nach Verhandlungen mit de Schulkommision der Gemeinde Bremhaven unterstellt. Die staatlichen Mittel reichten zur Finanzierung des Schulbetriebs aber nicht aus und sie verwendete zur Verbesserung der Schulausstattung einen Teil ihres Erbes. Die Schule fand großen Zuspruch und hatte 1877 200 Schülerinnen, sie war "doppelt so groß wie das Konkurrenzunternehmen von Lucie Wunnenberg in der Bürgermeister-Smidt-Straße."3 Das Schulgeld betrug je nach Klassenstufe 1878 zwischen 50 und 146 Mark, 1899 68 - 136 Mark. Das Fach Naturwissenschaften wurde in den sieben Schuljahren je zwei Wochenstunden unterrichtet , die Sprachen Englisch und Französisch mit doppelter Stundenzahl.
1890 heiratete sie den Oberlehrer Dr. Johannes Gill, der mit ihr ein Jahr später die Schule leitete. Sie erwarben das Schulgebäude und erweiterten es um ein Stockwerk, in dem die sechs Lehrerinnen wohnten, und ergänzten das Schulinventar. 1894 starb ihr Mann, die Schule wurde in "Private höhere Mädchenschule Dr. Auguste Gill" umbenannt.4 (sie hatte nicht etwa selbst eine Doktortitel erworben,sondern durchaus zeitüblich den des Mannes übernommen).
"Auguste Gill war eine Frau von großer Selbstdisziplin. Konservativ mit monarchischer Gesinnung, als Bildungsbürgerin zugleich von der Veredelung der Menschen durch Bildung überzeugt, zeichnete sie sich zugleich aber durch ihre soziale Einstellung aus, die sich u.a. darin äußerte, daß sie begabte Schülerinnen förderte oder im Falle von Bedürftigkeit auf Schulgeld verzichtete."4 Als die Schule von der Stadt übernommen wurde, erhielt sie ein Ruhegeld. Sie blieb aber nicht in Bremerhaven, sondern zog 1905 nach Berlin.

1. Greuer -Mädchenbildung
2. Das Schulwesen in Bremerhaven S.423
3. u.4 Greuer

Literatur und Quellen:
Bessel, Georg; Die ersten hundert Jahre Bremerhavens 1826 -1927,Bremen 2012
Greuer, Johannes-Traugott: Mädchenbildung als Privatunternehmen - Auguste Greuer-Gill und ihre höhere Töchterschule in Bremerhaven in:Niederdeutsches HeimatblattNr. 543, 1995, S.1-2
Das Schulwesen in Alt-Bremerhaven - von der Gründung der ersten Schule 1831 bis zur Eingliederung der Stadt in Wesermünde 1939] Bremerhaven,1999. 124 S.
Verhandlungen der Schulkommisssion der Gemeinde Bremerhaven, Staatsarchiv Bremen Akte 2 Q9--5002
Autorin:Edith Laudowicz