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Clara Wilhelmine Lisette Hocke geb. Taphorn, gen. Mudder Hocke
12. April 1901 in Bremen - 28. November 1981 in Bremen

Clara Hocke war die Tochter eines Tischlers. Sie besuchte die Volksschule. 1925 heiratete sie den Tischlermeister Heinrich Hocke(1999 -1963), der im Haus Schnoor Nr. 14 eine Tischlerei betrieb.

Im selben Jahr ging das Haus in das Eigentum des Ehepaars über. Es wurde im Mittelalter erbaut, früher soll direkt dahinter die Klosterbalge geflossen sein. Es wurde im 16. Jahrhundert erhöht und erhielt ein Satteldach sowie eine neue Vorderfassade. Im 18 Jahrhundert wurde ein Flügel sowie ein Quergebäude angefügt, das jedoch vor 1999 wieder abgerissen wurde. Auf der Westseite des Hauses befindet sich ein kleiner Keller mit einem 1,80 tiefer Brunnen. Das Erdgeschoss wurde noch 1827 als Stall benutzt und wurde im Lauf des 19. Jahrhunderts als Werkstatt umgebaut. Hier waren u.a. eine Schmiede und zuletzt eine Tischlerwerkstatt eingebaut."1


Nr. 14 rechts. Bildquelle: Landesamt für Denkmalschutz

Ihr Mann fertigte in seiner Werkstatt eine neue Tür. Sie wachte bei weiteren Restaurationsarbeiten 1955 argwöhnisch darüber, dass sie unbeschhädigt erhalten blieb. Bedingt durch die Wirtschaftskrise musste die Tischlerei geschlossen werden. Auf den Rat eines Berliner Freundes hin begannen sie 1929 die erste Drehorgeln zu kaufen, die sie selbst sie selbst an verschiedenen Orten spielten aber auch verliehen. Sie besaßen 18, später 21 Drehorgeln, die mit Musikstücken aller Art bespielt waren. Sie selbst und ihr Mann zogen an Wochenenden straßauf und straßab, mit Vorliebe in der Neustadt und in Walle, jedoch nicht nur in Bremen sondern auch in Verden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm ihr Sohn die Tischlerei, während das Ehepaar das Orgelgeschäft aufbaute. Der Orgelbauer Wilhelm Holl wohnte im selben Haus und baute bzw. reparierte die im Volksmund auch als Leierkästen bezeichneten Orgeln. Verliehen wurden die Instrumente unter anderem zu Festen, Hochzeitsfeiern, Umzügen oder zum traditionellen Domtreppenfegen,
an dem unverheiratete Männer ihren dreißigsten Geburtstag begehen. Der Brauch des Fegens des Bremer Domshofs (später der Domtreppen) wurde erstmals um 1890 erwähnt, es ist ein regionaler Brauch in Form einer sogenannten Hänselstrafe die auf einen Volksglauben zurückgeht, der besagt, dass Menschen, die sich zu Lebzeiten nicht fortgepflanzt haben, nach ihrem Tod im Jenseits überflüssige Arbeiten verrichten müssen".2 Nach dem Tode ihres Mannes 1963 betrieb "Mudder Hocke", wie sie allgemein genannt wurde, den Drehorgelverleih weiter. In den 70er Jahren wurden zwei Drehorgeln nach dem Verleih nicht mehr zurück gebracht, eine weitere wurde in London aufgefunden und wieder zu ihr gebracht.
In den letzten Lebensjahren konnte sie jedoch aus Krankheitsgründen nicht mehr auf die Straßen gehen.


Literatur und Quellen:
1.Christensen, Margit: Schnoor 14 Bremen: zur Baugeschichte und zu den Bewohnern [...] Bremisches Jahrbuch.Band 79 [2000]S.255
Weser-Kurier: 27.2.63,16.11.65, 14.11.67,28.9.70, 16.9.71,5./6.12 81,14.11.81,6.12.1981 2.Wikipedia: Domtreppenfegen
Autorin:Edith Laudowicz