Johanne Wilhelmine Lampe
9.10.1897 - 12.7.1996
Johanne Wilhelmine (Hanna) Lampe wurde am 09.10.1897
als Tochter des Landmanns Hinrich Lampe von der Wisch (1859–1944) und Johanne Wilhelmine, geb. Wurthmann ((25.10.1872-24.7.1938),in Bremen Hastedt auf dem elterlichen
"Wischhof", Schaumburger Str. 35, in der ehemaligen Bauernschaft Pagentorn geboren. Dieser
Bauernschaft gehörten z. Zt. ihrer Geburt noch 11 Familien an. Nach urkundlichen Überlieferungen ist die
Familie Lampe bereits seit dem 17. Jahrhundert dort ansässig gewesen, ihr Geburtshaus wurde aber erst
1820 erbaut. Hanna Lampe war die letzte Pagentornerin.1
Durch die Eltern, die beide bremischer bäuerlicher Herkunft waren und 1896 geheiratet hatten, bekam Hanna Lampe
anscheinend ihre enge Verwurzelung mit dem geliebten Wischhof schon in die Wiege gelegt. Über die
ungewöhnlich starke Bindung an das Geburtshaus, das ihr bis ans Lebensende ein schützender Hort
geblieben ist, äußerte sie einmal: „Nichts ist so teuer mir, wie diese Erde, nicht Welt, nicht Mensch, nicht
Sonn- und Sternenschein, und nichts gibt es, das heißer ich begehre, als auf dem Fleckchen Land ein
Mensch zu sein.“
Der Vater hatte die Realschule besucht und übernahm die Landwirtschaft seiner Eltern. Aber bereits
zwischen den Jahren 1900 und 1903 gab er diese wegen der sich ständig ausbreitenden städtischen
Bebauung - heute ist der “Wischhof“ gänzlich von Hochhäusern eingeschlossen - endgültig auf. Er teilte
seinen stattlichen Landbesitz in Kleingartenparzellen auf, er verpachtete und zog sich bis zu seinem Tod auf
seine Hofstelle, den „Wischhof", zurück. Hanna Lampe konnte sich rückblickend nur noch wenig an die
Landwirtschaft erinnern, wohl aber an ein Pferd, eine Kuh, an Hühner und Enten, die es noch im „Wischhof“
mit großem, angrenzendem Garten gab. In den folgenden Jahren lebte der Vater als Privatmann und
Rentier mit seiner Familie zwar nicht verschwenderisch, aber recht gut von den Einnahmen aus Pacht- und
Hypothekenzinsen.
Kindheit
Hanna Lampe und ihre Schwester Betty (29.1.1901-23.4.1945) genossen, wie damals in vermögenden
Kreisen allgemein üblich, die Erziehung einer höheren Tochter mit dem Ziel, später eine gute Partie zu
machen. Sie besuchten zunächst die höhere Mädchenschule von Janson, wechselten aber im Jahr 1903 auf
die höhere Mädchenschule von Hedwig Kriebisch, die einen besonders guten Ruf genoss. Diese Schule
erlangte bald den Status eines Lyzeums, der allerdings von den Schülerinnen selbst hart erkämpft werden
musste. Nach einer längeren Vorbereitungszeit legten sie vor einem offiziellen, nur aus Männern
bestehenden Ausschuss ihre Prüfungen ab, mit denen sie bewiesen, dass ihre Leistungen denen eines
Lyzeums „würdig" waren; denn trotz großer Aufregungen schnitten alle Schülerinnen glänzend ab. Zum
Kanon der Unterrichtsfächer bei Fräulein Kriebisch gehörten Französisch, Englisch, Geographie und vor
allem Literatur und Geschichte, Kunstgeschichte sowie Mal- und Zeichenunterricht. Vom elften bzw.
zwölften Lebensjahr an kamen auch Algebra, Mathematik, Geometrie, Physik und Chemie hinzu.2
Als Hanna Lampe 1913 16 jährig die Schule verließ, glich ihr Schulabschluss der heutigen Mittleren Reife.
Nur eine einzige Mitschülerin, verfolgte den damals für Mädchen noch recht ungewöhnlichen Weg bis zum
Abitur. Sie wechselte auf eine Jungenschule über und erhielt zusätzlichen Privatunterricht in Latein und
Griechisch, um den Anschluss an das Niveau ihrer Mitschüler zu erlangen. Leider ist weder ihr Name noch
ihr weiterer Lebensweg überliefert. In der Regel hatten sich jedoch die jungen Damen mit der Mittleren Reife
und dem anschließenden Überbrückungsdasein bis zur Verehelichung als „Haustochter“ zu begnügen. Dazu
Hanna Lampe: „Es sind überhaupt ja wenige in unserer Klasse in Berufe gegangen. Die meisten blieben als
Haustöchter zu Hause und führten dann ein Leben zwischen Pflichten im Haushalt und natürlich endlosem
Unterricht, denn wir hatten natürlich laufend Unterricht genommen, in Französisch, in Handarbeiten, in
Weißnähen, in Wollnähen, wir sind doch immerhin so weit gekommen, daß wir unsere Kleider selbst nähen
konnten. Und diese Fächer, die wurden natürlich damals für eine Hausfrau sehr wichtig angesehen, daß
man von den Dingen etwas verstand, und auch, wenn man mal in der Lage sein würde, durch eine Heirat
meinetwegen Hausangestellte zu halten, dann war aber die Ansicht immer die, daß die Hausfrau jede Arbeit
bis ins Genaueste und Kleinste selbst kennen musste, ehe sie überhaupt andere anstellen konnte.3
Hanna Lampes materielle Zukunft schien durch das Vermögen der Eltern gesichert.
Ausbildung
Trotzdem wurde über eine weitere Ausbildung der Tochter nachgedacht. Da sie im Zeichenunterricht besonders aufgefallen war,
schlug ihre Lehrerin Frieda Nanson den Besuch einer Kunstschule vor. Doch die bodenständig, praktisch
orientierten Eltern lehnten dieses Ansinnen kategorisch ab. So entschied sich Hanna Lampe für eine
zweijährige Ausbildung in einer rheinischen Obst- und Gartenbauschule. Die Jahre zwischen 1916 u. 1917
sollten ihr als die „eindrucksvollsten und anregendsten“ in Erinnerung bleiben. Sie knüpfte viele bleibende
Kontakte zu jungen Mädchen anderer großer Güter aus ganz Deutschland, die hier alle zusammentrafen.
Mit 21 Jahren, im Jahr 1918, heiratete Hanna Lampe ihren Vetter Johann Meinken, von dem sie nach 1 1/2
Jahren Ehe kinderlos geschieden wurde. Sie nahm wieder ihren Mädchennamen an und kehrte ins
Elternhaus zurück. Hier blieb sie nicht allzu lang, weil sie aus persönlichen Gründen Bremen den Rücken
kehren wollte. Hanna Lampe ging als Hausdame in einen Offiziershaushalt nach Franfurt am Main, wo sie
sich sehr wohl fühlte. Leider wurde dieser Haushalt nach kurzer Zeit aus Altersgründen des Paares
aufgelöst, das in ein Altersheim ging. Sie fand für ein weiteres Jahr einen neuen Wirkungskreis in einer
Familie am Starnberger See.
Rückkehr nach Bremen
Die Auswirkungen der Inflation von 1923, die auch in ihrem Elternhaus einiges verändert hatten,
veranlassten sie wiederum zur Rückkehr. Für heutige Verhältnisse kaum noch vorstellbar, erinnerte sich
Hanna Lampe, dass ihr Vater „kurz vor der Inflation 1920 und auch noch während der Inflation (...) von den
Parzellen, die er ja hatte, den Kleingärten, viele an die damaligen Pächter" verkauft hatte. „Mein Vater
konnte ja nicht wissen, daß das Geld, was er für diese Parzellen bekam, wertlos war. Diese Generation
meiner Eltern, für die war immer noch eine Mark eine gute deutsche Mark. Und so hat er leider auch fünf
Häuser verkauft und eben auch diese Parzellen, nicht alle, aber einen großen Teil." Ein finanzieller
Ausgleich sollte zwar durch sog. gesetzlich festgelegte „Restkaufgelder" geschaffen werden, damit sich
nicht einige wenige Bevölkerungsschichten auf Kosten anderer bereicherten, aber am Ende blieb doch ein
horrender Wertverlust bestehen. „Natürlich kamen die Leute sehr bald und zahlten die Hypotheken zurück.
Mit Papiergeld, denn der Staat hatte damals gesagt, Mark ist Mark und er (der Vater) hatte dadurch einen
ganz großen Teil seines Barvermögens verloren, (...) obwohl die Hypotheken z. Teil aufgewertet werden
konnten.“4
Aufgrund der veränderten Verhältnisse versuchte Hanna Lampe in jener schwierigen Zeit eine erste
bezahlte Anstellung zu bekommen. Durch gute Verbindungen gelang es ihr auch, als „Stütze“ der Hausfrau
in einem Freiburger Privatsanatorium zu wirken. Erst als ihre jüngere Schwester Betty, die noch im
elterlichen Haushalt lebte, 1925 heiratete, kehrte Hanna Lampe für immer nach Bremen zurück. Sie
widmete sich von nun an ihren Eltern und dem „Wischhof“, aber auch der ihr liebgewordenen Gartenarbeit.
Ausgefüllt haben Hanna Lampe diese alltäglichen Verpflichtungen auf Dauer nicht. Sie begann, neue
Lebensstrategien zu überdenken und fand sehr bald ihre Berufung im Hegen und Pflegen, im Bewahren und
Erforschen der Geschichte des noch verbliebenen Besitzes, dem „Wischhof“, der ihr so teuer war. Aus
dieser Motivation heraus gelang ihr später, während der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg den „Wischhof“
vor der Zerstörung zu bewahren. „Wir sind nie in den Bunker gegangen, und so konnten wir löschen, als es
brannte."
Beginn der Forschung
Als „Hobby-Forscherin“ galt Hanna Lampes Interesse zunächst der eigenen Familiengeschichte. Ihr
Geburtshaus und vorhandene Dokumente wie Meierbriefe, Brautbriefe und Ehe- und Erbverträge boten
genügend Anregungen dafür. Den ältesten Vorfahr, den sie ermittelte, fand sie im Abgabenregister von
Hastedt des Jahres 1543. Im weiteren Verlauf des 16. und 17. Jahrhunderts hatten bereits 52 Lampes den
Bremer Bürgereid geleistet und gehörten allen Volksschichten sowie Berufen an. 1954 zählte sie 184
Lampe-Familien im Bremer Adressbuch. Die hervorragenden Ergebnisse ihrer Arbeit inspirierten die
Autodidaktin zu weiteren Forschungen über ihre nähere Umgebung, die Dörfer Hastedt, Schwachhausen
und Oberneuland und die bremischen Bauern- und alten Ratsgeschlechter. Dafür hielt sie sich wochenlang
im Niedersächsischen Staatsarchiv in Hannover auf.
Durch ihre umfangreichen, akribischen Recherchen über die vielen einzelnen Sippen der Familien Lampe
knüpfte sie erste Kontakte zu einem Verein. Es war der 1911 in Hannover gegründete „Verband der
Familien Lampe". Er führte alle zwei Jahre ein Stiftungsfest durch, das aufgrund der Zusammenarbeit mit
Hanna Lampe nun auch einmal in Bremen stattfinden sollte. So organisierte sie im Jahr 1934 ein großes
Treffen dieses Verbandes, zu dem Namensvertreter aus den USA, den Niederlanden, Finnland, Dänemark
und sogar aus Mexiko angereist kamen. Aber nicht nur die Organisation, auch den ”öffentlichen Festvortrag
über die "Familien Lampe“ sollte sie bestreiten. Dieser Vortrag wurde richtungsweisend für Hanna Lampes
weiteres Wirken. Er fand so viel Beachtung unter den Anwesenden, dass auch die bremischen
Familienforscher der „Maus"5, von denen sie bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts gewusst hatte,
aufmerksam auf sie wurden.
Die Familienforscherin
Wenige Tage später erschien der Schatzmeister Dr. Alfred Gildemeister bei ihr und bat sie dringend, doch
auch Mitglied der „Maus"6 zu werden.7 Im Jahr 1958 rückte Hanna Lampe als inzwischen überaus
kompetente und versierte Expertin für Familienforschung in den Vorstand der „Maus“ auf. Sie wurde
Schriftführerin und übernahm auch den Posten der Schatzmeisterin, den sie bis 1973 innehatte.
Doch zunächst arbeitete sie hauptsächlich genealogisch und forschte viel in Kirchenbüchern, die bis zur
Ablösung durch die Zivilstandsregister der Standesämter im Jahr 1811 als wichtigste Quelle für
Familienforschung galten. 8 Ihre große Bescheidenheit während der Anfangszeit ihrer Forschertätigkeit in
der „Maus“ führte allerdings dazu, dass ihr Wirken nach außen hin zunächst noch wenig in Erscheinung trat:
ö(...) ich war etwas schüchtern und hielt mich lieber im Hintergrund. Das ist sehr schade. Wie ich überhaupt
in meinem Leben die Feststellung gemacht habe, daß Schüchternheit eine ganz dumme Eigenschaft ist, die
man nicht haben sollte. Man verpasst dadurch ganz enorm viel, nicht allein auf dem Sektor der
Unterhaltung, nein, auch sonst, man mischt sich nicht ein in Gespräche, aber lieber Himmel, das ist ja
etwas, so ist meine Generation ja erzogen worden, (die weibliche, d.Verf.) immer still im Hintergrund zu
sein, niemals sich vordrängen, das war das Schlimmste, was man tun konnte, nein das gab es für uns gar
nicht, aber bei mir hat sich das unheilvoll ausgewirkt, daß ich nicht wagte, Herrn Prof. Dr. Entholt - dem
damaligen Direktor des Staatsarchivs - näher zu kommen und mal irgendwelche Wünsche zu äußern. Ich
musste abwarten, wenn er selbst zu mir kam, und dann war ich ganz beglückt, denn ich habe ihn sehr
verehrt und später hat sich aus dieser Beziehung auch mit seiner Gattin eine sehr nette Freundschaft
entwickelt." 9 Und fast, als bereute sie es, fügte sie ein andermal hinzu: ö(...) Ich hatte unendlichen Respekt
vor den Fachleuten - und hötte mir doch sehr viel mehr zutrauen dürfen.10
Diese anerzogene Bescheidenheit konnte sie nur schwer ablegen, selbst dann noch, als sie bereits
exzellente wissenschaftliche Ergebnisse vorzuweisen hatte. So spricht es für die angenehme, hilfsbereite
und kollegiale Atmosphäre in der „Maus“, dass Hanna Lampe nicht beneidet, sondern bestätigt und
ermuntert wurde. In Prof. Dr. Hermann Entholt fand sie einen Bewunderer und Begleiter ihrer umfangreichen
detaillierten Forschungsarbeiten. Er war es auch, der ihr den Anstoß zu ihrer ersten Veröffentlichung
„Pagentorn", eine untergegangene Bauernschaft“ im Bremischen Jahrbuch gab, der sie verständnisvoll
unterstützte und förderte.
Im Laufe der Jahrzehnte legte Hanna Lampe über 2500 graue Familien-Mappen mit Stammbäumen Bremer
Kaufleute an, die an ihrer Familiengeschichte - viel zu oft aber leider nur an jener des männlichen
Geschlechts - interessiert waren. Hanna Lampe erwarb sich durch dieses außergewöhnliche Engagement
und die im Laufe der Zeit erworbene Fähigkeit zur „Kriminalistik“ schnell als „unerschöpfliche Quelle des
Wissens“ das Ansehen einer unentbehrlichen, ehrenamtlichen Mitarbeiterin, die jedem Ratsuchenden mit
großer Ausdauer zur Seite stand. Bald zu einer „Institution" geworden, gab sie auch auf die vielen Anfragen
des In- und Auslandes unermüdlich Auskunft. Vor allem häuften sich Anfragen von Auswanderern aus den
USA, die ihre deutsche Abstammung aufarbeiten wollten. Leider wurden diese Arbeiten dadurch erschwert,
dass ein Großteil der Akten im Staatsarchiv nicht mehr greifbar waren. Sie waren aus Platzmangel
vernichtet worden, weil niemand glaubte, dass sie je noch einmal interessieren würden.11 Gertrud Dierking,
ebenfalls ehrenamtliches Mitglied der „Maus" und mit Hanna Lampe jahrelang eng befreundet, erinnert sich,
dass „ihr ausgezeichnetes Gedächtnis, ihre profunden Kenntnisse über die Verhältnisse in bäuerlichen
Familien und ihre Fähigkeit, einfach und klar zu formulieren, bald viele Forschungsaufträge und hohes
Ansehen einbrachten."
Endlich Anerkennung
Erst als betagte Frau erlangte Hanna Lampe, die aus Liebhaberei mit der Familienforschung begonnen
hatte, endlich den Ruf, der ihr längst gebührte: Einer angesehenen Heimatforscherin, die in Methode und
Ausführung akademisch ausgebildeten Historikern der Regionalgeschichte durchaus ebenbürtig war.
Am 7. Dezember 1979 mit nunmehr 82 Jahren erhielt sie für ihre langjährigen Forschungsarbeiten über „Die
Dörfer Hastedt und Schwachhausen"12 den mit DM 3.000,-- dotierten Bremer Preis für Heimatforschung. In
diesem Buch beschreibt sie sehr detailliert die Entwicklung der einzelnen Bauernhöfe seit Beginn des 12.
Jahrhunderts, die Lebensschicksale der darauf ansässigen Familien und der von den überwiegend
geistlichen Grundherren, den Bremer Erzbischöfen, abhängigen ländlichen Bevölkerung. Die
interessanteste „Episode" dieses großartig angelegten Werkes dürfte die über die Königin Christina von
Schweden sein, die damals während des Dreißigjährigen Krieges als Herrscherin über das bremische
Erzbistum das Dorf Schwachhausen an ihren Leibarzt verschenkte. 640 Quellen galt es hierfür akribisch
aufzuspüren und aufzuarbeiten.
Von nun an häuften sich die Ehrungen. Und immer waren es die „Maus“ und das Staatsarchiv, die Hanna
Lampe aus diesen Anlässen herzlich feierten. Als Höhepunkt ihres langjährigen Schaffens wurde sie
während des 37.Genealogentages in Bremen am 8. Oktober 1985, dem Vorabend ihres 88. Geburtstages,
mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse, mit dem bis heute nur wenige Frauen geehrt wurden,
ausgezeichnet.13 An ihrem 95. Geburtstag 1992 zum Ehrenmitglied der „Maus“ ernannt, hielt der damalige
Vorsitzende Dr. Wolfgang Bonorden eine große Laudatio für sie. Hanna Lampe erlebte zum letzten Mal eine
”öffentliche Würdigung mit halbstündiger Gratulationscour. Sie dankte mit den Worten: „Der Wischhof und
das Staatsarchiv sind meine Lieblingsorte gewesen, das Staatsarchiv meine zweite Heimat, es hat mein
Leben reich gemacht."14
Vier Jahre später, am 12.07.1996 ist Hanna Lampe nach kurzem Krankenhausaufenthalt wunschgemäß auf
ihrem „Wischhof“ gestorben. Sie liegt im elterlichen Familiengrab. Der unauffällige kleine Grabstein trägt
nicht ihren Namen.

Im Nachruf charakterisiert der neue Vorsitzende, Dr. Peter Ulrich, noch einmal die kluge und zurückhaltende
Heimatforscherin: „Hanna Lampe war ein bescheidener Mensch. Sie machte niemals ein Aufheben um ihre
Person, obwohl sie sich über die Ehrungen, die ihr wegen ihrer zahlreichen gewissenhaft ausgearbeiteten
Arbeiten zuteil wurden, auch sehr freuen konnte.“ (...) „Hanna Lampe hat lange Jahre Besucher und
Mitglieder der Maus in deren Räumen im Staatsarchiv beraten. ihre Gabe, komplizierte historische
Sachverhalte deutlich zu machen, haben die Arbeit der Maus sehr bereichert und das Niveau gefördert.“15
Gern wurde die rüstige alte Dame Hanna Lampe, die noch 80jährig mit dem Fahrrad durch Bremen fuhr,16
für Interviews oder persönliche Erkundigungen in ihrem „Wischhof“ aufgesucht. Ihr Erzähltalent erfreute
nicht nur in ihren Vorträgen. Jeder, der sie zu Hause erlebte, war fasziniert von den vielen Sagen und
Anekdoten, die nur so aus ihr heraussprudelten. Es gab niemanden, der nicht angetan von der Atmosphäre
ihres Heims, vollgepackt mit neuen Eindrücken und reich an neuen Erfahrungen, beglückt wieder von
dannen gezogen wäre.
Obwohl Hanna Lampe erst im hohen Alter die ihr gebührende öffentliche Anerkennung erfuhr und manchen
Bremern noch heute wenig bekannt sein wird, hatte sie doch bereits seit 1950 begonnen,
aufsehenerregende Aufsätze über heimatkundliche Themen in Fachzeitschriften zu veröffentlichen. Viele
davon wurden im „Bremischen Jahrbuch“ herausgegeben. Ihre bekanntesten Arbeiten sind: „Der Barkhof“,
„Die Pagentorner Bauernschaft“( Bremischen Jahrbuch Bd.42/ 1947) „Hausmarken Hastedter Bauernschaft“, „Bremische Grenzzwischenfälle im
Osten der Stadt“, „Die große Pappel", „Ein Aufruhr der Schneidergesellen in Bremen und ihre Flucht nach
Hastedt“, „Das Ratsgeschlecht Balleer", „Die Geschichte des St. Rembertistiftes“ und „Die Dörfer Hastedt
und Schwachhausen."
1979 erhielt sie den Bremer Preis für Heimatforschung für die Forschungsarbeit Die Dörfer Hastedt und Schwachhausen.
1985 wurde sie beim 37. Deutschen Genealogentag mit dem Bundesverdienstkreuz 1.Klasse ausgezeichnet.
1992 wurde sie zum Ehrenmitglied Der Maus ernannt.
Anmerkungen
1. Vergl. Bemer Nachrichten 14.12.1979
2. Vergl. Lampe, Hanna; Autobiographie, Interview mit Klaus Blum, Hansa-Welle-Radio Bremen, 2. Programm 1977
3. ebda.
4. Walther, Margot; Die Bauern unterlagen meistens, Sonderbeilage, Lektüre für heute, Nr. 57 vom 7.3.1980,
Staatsarchiv Bremen, MAUS, Mappe Hanna Lampe
5. Die Maus e.V. Gesellschaft für Familienforschung, dem Staatsarchiv angegliedert, wurde 1924 in Bremen gegründet.
Den Namen erhielt die Gesellschaft, weil ihre Gründungsversammlung in der „Mausefalle“, einem Raum der damaligen
Ratsstuben, dem späteren 2deutschen Haus“, stattgefunden hatte.
6. Dieser Vortrag über die Familie Lampe erschien drauf hin auf Veranlassung des ehemaligen Direktors des
Staatsarchivs, Dr. Entholt in „Bremisches Jahrbuch“, Heft 115
7. Zu diesen Zeitpunkt gehörte sie bereits dem „Verband der Familie Lampe“, der Gesellschaft für Vorgeschichte, dem
Verein für Niedersächsisches Volkstum und der Historischen Gesellschaft an
8. Walter, Margot, Die Bauern a.a.O.,
9. Lampe; Hanna; Die Dörfer Hastedt und Schwachhausen, Monographien der Wittheit zu Bremen, Bd. 14, Bremen
1981
10. Bremer Nachrichten, 14.12.1979
11. Walter, Margot: die Bauern a.a.O.
12. Lampe, Hanna: die Dörfer Hastedt und Schwachhausen, Monographien der Wittheit zu Bremen, Bd.14, Bremen 1981
13. Wischof und Staatsarchiv sind ihre Lieblingsorte, Staatsarchiv Bremen, MAUS, Mappe Hanna Lampe
14. ebda.
15. Peter, Ulrich; Zum Tode von Hanna Lampe, Staatsarchiv Bremen
16. Historisches Steckenpferd v. 8.10.1977 Staatsarchiv Bremen, MAUS, Mappe Hanna Lampe
Das Staatsatchiv/MAUS besitz mehrere Tonträger mit Interviews von ihr.
Autorin: Ute Domdey, aus dem Buch: Riensberger Gräber erzählen, Bremen 1997
Bildquelle: aus der gleichnamigen Broschüre,Rosemarie Rospeck, Weser Kurier