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Anna GesineOsterloh, geb. Busch
26.9.1875 Bremen/Habenhausen - Todesjahr unbekannt



Anna Gesine war das zweite Kind von Hinrich und Gesine Busch, geb. Bäker. Sie wuchs mit fünf Geschwistern auf. Als der Vater 1886 verstarb, war das jüngste Kind ein Jahr alt. Die Mutter heiratete 1894 den Witwer Hinrich Busch aus Arsten, der ebenfalls sechs Kinder (das jüngste war gerade 3 Jahre alt) zu versorgen hatte. 1898 wurde die gemeinsame Tochter Johanne geboren.

Anna Gesine heiratete am 16.8.1896 den Straßenmacher Hermann Osterloh (geb.1874) aus Arsten. Als junges Paar erhielten sie eine kleine Wohnung von 30-40 qm in einem alten strohgedeckten Häuslingshaus, welches einem Bauern gehörte. In dem Haus befanden sich noch weitere drei Wohnungen. Alle Bewohner mussten sich gegenüber dem Bauern verpflichten, zu jeder Zeit bei Bedarf auf dem Hof mitzuhelfen, besonders in der Erntezeit. Es waren die Frauen, die diese Verpflichtung erfüllten, denn ihre Männer gingen einem Beruf nach. Am 13.1.1897 wurde der Sohn Johann geboren. Im Laufe der nächsten Jahre erblickten weitere sieben Kinder das Licht der Welt: Hinrich (23.4.1899), Gesine Adeline (20.1.1902), Hermann (26.7.1904), Anna Gesine (26.7.1904), Anna Maria (5.7.1907), Meta (24.8.1909) und Alfred (1911).
Die Familie lebte von der Selbstversorgung und bewirtschaftete Garten- und Pachtland. Neben Gemüse wurde auch Getreide angebaut, denn man hielt Schweine, Ziegen und Hühner für den eigenen Bedarf. Die Landarbeit, die Fütterung der Tiere und die Versorgung der inzwischen großen Familie war für sie eine mühevolle Aufgabe. Die größte Belastung aber war, neben der täglichen Arbeit das Helfen beim Bauern, denn Zuhause mussten mehrere kleine Kinder versorgt werden. Es gab keine Möglichkeit zu Hause zu bleiben - auch wenn ein Kind krank war. Selbst während der Schwangerschaften bis zur Niederkunft hatte sie ihre Verpflichtung gegenüber dem Hof zu erfüllen. Nach der Geburt eines Kindes musste sie sofort wieder helfen und oftmals brachten dann ihre größeren Kinder den Säugling zur Feldarbeit, damit er zwischendurch gestillt werden konnte. Das alles war eine enorme Belastung für sie.
Als dann ihr Mann und der älteste Sohn Johann in den 1.Weltkrieg eingezogen wurden, musste sie alleine mit den anderen Kindern für den Lebensunterhalt sorgen. Der Ehemann kam aus dem Krieg zurück, der Sohn Johann fiel 1918 in Frankreich. Das Leben der Häuslingshausbewohner war besonders schwer, weil sie ständig unter dem Druck der Abhängigkeit standen. In den 1920er Jahren besserte sich die Situation, aber helfen mussten sie trotzdem noch auf dem Hof. Anna O. und viele andere Arster Frauen hatten erkannt, dass sie einen Teil ihres angebauten Gemüses für einen guten Preis auf dem Bremer Markt verkaufen konnten. Sehr gefragt waren die köstlichen Arster Erdbeeren. In einem besonderen Korb, den sie auf dem Kopf trugen, brachten sie das frisch geerntete Gemüse in die Stadt. Mit dem erzielten Erlös aus dem Verkauf leisteten sie einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung eines Eigenheims, um sich aus der Enge der Häuslingshäuser befreien zu können. Das 2011 im Rahmen des Festes "800 Jahre Arsten" vor der Kirche aufgestellte Denkmal "Arster Marktfrauen" soll das Leben und die Arbeit der Frauen würdigen und in Erinnerung halten.


Arster Marktftauen

Autorin: Annemarie Schnieder