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Probst,Elsa

23.9.1889 Norderschweiburg/Oldenburg - 28.4.1976 Bremen
 

Else war als jüngste von fünf Kindern. Ihr Vater Hinrich Georg Probst (geb. 1842) war Hauptlehrer und Organist an verschiedenen Schulen im Oldenburger Land. Er starb 1901. Ihre Mutter Annchen Christine Juliane (1857-1927) siedelte daraufhin mit den Kindern nach Oldenburg über. Else besuchte dort ein Jahr die Cäcilienschule und ging dann nach Bremen, wo sie von 1897-1910 das Lehrerinnenseminar von August Kippenberg besuchte. Nach bestandenem Examen wurde sie 1910 als erste Lehrerin an der Schule von Anna Schomburg, die ein Jahr vorher eröffnet worden war, eingestellt. Dort unterrichtete sie in allen Klassen alle Fächer.
1934 trat sie in die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) und 1937 in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein, von 1942 bis 1945 gehörte sie der Nationalsozialistischen Frauenschaft an (NSF).
Während der Bombardierungen Bremens war sie verantwortlich für die Kinder-landverschickung. Die Schülerinnen der Schomburg-Schule wurden im Frühjahr 1941 nach Melsungen/Hessen in die Walkemühle geschickt, im Frühjahr/Sommer 1943 nach Fischbach in Oberbayern und im Herbst nach Bautzen. Die Walkemühle - vormals ein Landerziehungsheim für Mitglieder des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) - war spartanisch ausgestattet, die Mädchen des örtlichen BDM mussten helfen, die Unterkunft wohnlicher zu gestalten. Die Schülerinnen unternahmen Ausflüge in die Umgebung und kehrten im Oktober wieder nah Bremen zurück. Sie wurden jedoch ab 1943 in der Vietor-Schule unterrichtet, da die Schomburg-Schule für den Sicherheits- und Hilfsdienst reserviert war. 1943 wurde die Schule gänzlich nach Bautzen verlegt. Dort mussten sich die Lehrkräfte um die Unterkunft der Schülerinnen bei Pflegeeltern kümmern und Unterricht erteilen. Die aus Bremen mitgereisten Lehrerinnen waren Dr. Schomburg , Dr. Winkler, Frl. Timpe, Frl. Christern, Frl. Hoffmann, Frau Klugkist und Else Probst. Sie blieben 18 Monate in Bautzen. Im Winter 1944 konnte kein regelmäßiger Unterricht mehr erteilt werden, da in den Klassenräumen die aus Schlesien kommenden Flüchtlinge untergebracht wurden. Die Rückreise nach Bremen fand unter katastrophalen Bedingungen statt: Erst 1945 konnten sie Bautzen verlassen, ein großer Teil des Gepäcks, das überhaupt noch befördert wurde, verbrannte beim Luftangriff auf Dresden. Züge verkehrten nicht mehr regelmäßig, die Bremer wurden über Meißen in das Erzgebirge geschickt. Die Begründung der HJ war: "Es würde einen schlechten Eindruck auf die Bremer Bevölkerung machen", sie nach Bremen zu schicken. Dr. Schomburg organisierte die Reise nach Bremen, wo sie schließlich am Nachmittag des 14.3.1945 ankamen
Im Entnazifizierungsverfahren nach 1945 erklärte sie zu ihrer Mitgliedschaft in der NSDAP: "Die einzige Schuld, derer ich mir innerhalb der Partei bewußt bin, ist daß ich Mitglied geworden bin. Damals war mir noch nicht klar, dass "mit Glied" sein eine größere Verantwortung für alles Geschehen in sich schließt, daß mich also, ehe ich eintrat, mit den politischen Zielen der Partei irgendwie hätte innerlich beschäftigen oder auseinandersetzen müssen. Ich wußte nur eines, nämlich daß Hitler Vegetarier sei, sehr einfach lebte, als Leibarzt einen Naturarzt habe und daß er die Naturheilmethode in jeder Weise förderte…Ein weiterer Beweggrund, in die Partei einzutreten, war, daß ich meine Schülerinnen nicht allein lassen wollte, man spürte doch schon, daß ein starker Einfluß von der Hitler Jugend ausgehen würde. Wenn ich doch dabei war, konnte ich sie steuern und schützen." Der Senator für Erziehung und Bildung bestätigte, dass sie nicht im nationalsozialistischen Sinn aktiv gewesen sei und ihre Mitgliedschaft wohl eher aus ihrer Weltfremdheit herrühre.
Sie wurde von der Spruchkammer als Mitläuferin eingestuft, zur Zahlung von 240 Mark in den Wiedergutmachungsfonds, der Übernahme von 2.400 Mark für die Kosten des Verfahrens verurteilt und als Rektorin des Amtes enthoben. Aber sie konnte im Schuldienst bleiben und stürzte sich mit großem Engagement auf den Wiederaufbau der zerstörten Schule, die am 5.4.1946 eröffnet wurde.

Sie hatte vor 1945 die stellvertretende Leitung der Schomburg-Schule übernommen und 1951 maßgeblich die Überleitung der Klassen in das Gymnasium an der Hamburger Straße organisiert. 1954 übernahm sie auf Anweisung der Schulbehörde die Aufgaben einer Studien- bzw. Oberstudienrätin und zusätzlich noch die Aufgabe der Leitung der Schulbibliothek. Trotzdem musste sie ein Jahr vor ihrem offiziellen Pensionsbeginn um eine bessere finanzielle Einstufung kämpfen, die für die Altersversorgung wichtig war. Als dieser Zeitpunkt gekommen war, stellte sie einen Antrag, noch weiter tätig werden zu dürfen. Diesem wurde stattgegeben und sie unterrichtete noch ein halbes Jahr länger.


Literatur und Quellen:
Probst, Else, Personalakte, StAB 4,111 Pers 4446
WK 23.9.69


Autorin:Edith Laudowicz