Dr.Hermine Ruschmann
23.9.1900 Strohausen/Rodenkirchen - 1.5.1965 Bremen
Hermine besuchte zunächst in Rodenkirchen die Volkschule und die höhere Mädchenschule, danach die Realschule in Brake. Ihr Abitur legte sie 1920
an der der Städtischen Oberschule in Oldenburg ab.
In Heidelberg und Marburg studierte sie Mathematik, Physik und Chemie. 1925 promovierte sie zum Dr. phil.
Ihr Staatsexamen für das Lehramt legte sie 1926 in Marburg ab und ihre pädagogische Prüfung am Studienseminar in Oldenburg.
Nach einer Tätigkeit als Studienreferendarin erhielt sie 1928 eine Stelle in Eutin als Studienassessorin.
1929 wurde sie dort zur Studienrätin ernannt. 1930 kam sie nach Bremen an die Oberschule Karlstraße für Mädchen.
Während des Krieges stellte sie mehrmals Anträge Ersatzdienst leisten zu dürfen, um auf dem Hof ihrer Schwester, deren Mann
an der Front war, arbeiten zu dürfen. Auf dem 50ha großen Hof arbeitete auch ihr 18 jähriger Neffe sowie ein polnischer
Arbeiter und eine 18 jährige Ukrainerin. Gemeinsam mit ihnen melkte sie die Kühe, mähte das Gras und erledigte alle
anfallenden Arbeiten.
Nach dem Krieg setzte sie sich als Stellvertreterin der damaligen Oberstudiendirektorin Dr.Quincke für den raschen Wiederaufbau
der total zerstörten Schule ein.1 1946 wurde sie Fachleiterin für Physik und Chemie und im Herbst 1949 Verwaltungsoberstudienrätin und als solche Direktorin des Gymnasiums Karlstraße. Sie war eine engagierte Lehrerin. "Sie gab selbstverständlich ausgezeichneten Unterricht. Trotz schwierigster Bedingungen
führte sie nicht nur selbst immer viele Experimente vor auch Schülerexperimente waren bei ihr schon damals üblich. Bereits 1949 begründete sie einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig für Mädchen.
Sie setzte sich nachdrücklich für die Schülermitverwaltung ein. Eines Tages brachte sie eine Dame aus Israel in unseren Unterricht
zu einem langen Gespräch, viele Jahre bevor es staatliche Beziehungen zwischen Deutschland und Israel gab."2
Aber nicht nur die Vermittlung von Wissen war ihr wichtig, sie machte mit den Schülerinnen auch Schulausflüge mit dem Fahrrad, in die Lüneburger Heide, nach Vegesack oder Nordenham.
Auch wurde in der "Klasse jeden Morgen Lieder gesungen, bevor der Unterricht losging. Vor Biologie haben wir ein besonders langes gesungen, erinnert dich eine Schülerin und eine andere:
"Sie hatte einen unheimlich tollen Humor, war aber auch sehr streng.3 Das Beeindruckende an ihr sei gewesen, dass sie sich für jede Schülerin eingesetzt habe. So berichtet eine ehemalige Schülerin: Im ersten Schuljahr hat Frau Ruschmann
sogar jede unserer Familien mit dem Fahrrad besucht."4
Am 1.1965 Mai wollte sie ihre Schwester in Brake besuchen, ein Auto, das ihr entgegenkam, wurde von der Sonne geblendet und stieß mit
ihrem Auto zusammen. Sie starb auf dem Transport ins Krankenhaus nach Brake.
Alma Rogge schrieb einen berührenden Nachruf:
Hermine Ruschmann kannte ich von ihrer frühesten Jugend an. Unsere Väter waren befreundet, unsere Mütter, unsere Brüder und ich mit ihrer älteren Schwester Leny. So war ich oft bei den Ruschmanns
auf dem Stohauser Außendeich, wo neben dem Wohnhaus die mächtige alte Mühle stand, die dann in einer stürmischen Osternacht 1912 abbrannte.
...Später dann, als Mieze - so hat sie für mich immer geheißen - studierte und ich auch, trafen wir uns in den Ferien und tauschten unsere Erlebnisse aus.
Als wir beide unser Doktor-Examen gemacht hatten, sagte ich zu ihr: "Du bist viel würdiger und gelehrter als ich.
Bin ich also nun Doktor, müßtest du Professor sein." Vo da ab nannte ich sie 'Professor".
So oft ich mit ihr zusammen war, immer habe ich ihr kluges, klares Urteil geschätzt, ihr unbeirrbar aufrichtiges Wesen, ihren Mut, mit dem sie sich
nichtsd aufzwingen leiß, von dem sie nicht überzeugt war."2
Anlässlich ihres 50. Todestages veröffentlichte die ehemalige Schülerin Dr. Eleonore Pietsch eine Würdigung in Form einer privaten Anzeige im Weser-Kurier, in der es heißt:
"In einer Lebensspanne, in der die Kinder sich naturgemäß vom Elternhaus zu lösen beginnen, nahm Frau Dr. Ruschmann Einfluss auf uns, teils im Bewusstsein ihrer erzieherischen Aufgabe, aber am meisten dadurch, dass wir uns fast täglich mit ihrer Person konfrontiert sahen, mit ihren Anforderungen an sich selbst und an uns. Auch wir übten Einfluss aus auf sie, denn sie war immer bereit, ebenfalls zu lernen. Und sie brachte die ihr anvertrauten jungen Menschen dazu, entspannt und erfolgreich miteinander zu arbeiten,
nicht gegeneinander. Sie war Lehrerin aus tiefer innerer Passion."
Ihr zu Ehren haben ehemalige Schülerinnen im Bürgerpark eine Eiche gepflanzt.(Kreisel. 33 Juni 1965)
Anmerkungen
1.Personalakte Dr, Ruschmann StAB Bremen 411 Persw 4804
2.Weser-Kurier 29.3.2012
3.Weser-Kurier Stadteilkurier 2.4.2012
4.Weser-Kurier 29.3.2012
Literatur und Quellen:
Kreisel 26/27 u.33,34 Gedenkausgabe für die verstorbene Direktorin Frau Dr. Ruschmann
Sandy Bradtke;M13 aus der Karlstraße erinnert sich an Hermine Ruschmann,WK 02.04.2012
Autorin:Edith Laudowicz
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