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SMarianne Seefried
30.1.1913 Bremen - 24.7.2015 Bremen

 
Marianne Seefried wurde in Bremen geboren. Sie besuchte die Volksschule Auf der Brake und danach bis zur Mittleren Reife die Oberschule für Mädchen in der Karlstraße. Sie lernte Klavier und Gitarre spielen. Ihre Eltern waren Musikliebhaber und veranstalteten zu Hause mit Musikfreunden aus dem städtischen Orchester alle vierzehn Tage kleines Konzert. Das Abitur legte sie in Hameln ab, wo sie eine hauswirtschaftliche Ausbildung machte und anschließen Probelehrerin wurde. In Hameln lernte sie auf einer Tanzveranstaltung auch ihren ersten Mann, den Architekten Pawelzik kennen, den sie 1937 heiratete. Das Paar bekam drei Töchter: Hiltrud, Helge und Heide. Nach der Heirat 1937 eröffneten sie ein Geschäft für kunstgewerbliche Töpferwaren. Ihre älteste Tochter starb schon früh.

1940 wurde ihr Mann zur Wehrmacht eingezogen und kam dann nur noch einmal im Jahr auf Fronturlaub nach Hause. Er kehrte aus dem Krieg nicht mehr zurück. Ihre jüngste Tochter hat den Vater nicht kennengelernt.
1945 fand sie im zerstörten Bremen keine Wohnung und mit Hilfe des englischen Kommandanten fand sie eine Bleibe in Bückeburg. Dort lernte Marianne ihren zweiten Mann, den Neurologen und Psychologen Siegfried Seefried kennen, der zusammen mit seiner Mutter aus dem Osten geflüchtet war. "Als er mich einmal in meiner Wohnung besuchte, stürzte er sich sofort auf mein Bücherregal", erzählt sie verschmitzt, "und vergaß natürlich ein Buch bei mir, das er sich später wieder abholen musste."1
1949 heirateten Marianne und Siegfried Seefried und zogen in die Nähe ihrer Eltern nach Bremen. Der Nervenarzt fand - zunächst unentgeltliche - Arbeit in der Klinik, und die neugegründete Familie eine winzige Wohnung im Direktorenhaus. Mit ihm bekam sie zwei Söhne Jörg und Matthias.
Nach sieben Jahren Tätigkeit in der Klinik konnte Siegfried Seefried seine erste eigene Praxis in der Hastedter Heerstraße eröffnen. Marianne arbeitete dort als Sprechstundenhilfe. 1963 bezogen sie ihr Haus in Schwachhausen in der Bürgermeister-Spitta-Allee. Das Ehepaar unternahm viele Reisen ins Ausland. Als Marianne 60 Jahre alt wurde, schenkte ihr Mann ihr eine Leica-Kamera - und es begann eine erstaunliche fotografische Karriere. Sie unternahm Ausflüge ins Bremer Umland und es entstanden Fotografien der Wümmelandschaft, in denen sie das Licht und die Spiegelungen des Wassers auf einzigartige Weise einfing. Ihr gelang es, die besonderen Eigenheiten der Natur unter bestimmten Lichtbedingungen festzuhalten. Sie überwachte die Entwicklung der Aufnahmen im Fotolabor und bestimmte und mit, wie die Abzüge aussehen sollten. "Über lange Zeit arbeitete sie deswegen immer mit dem gleichen Fachlabor zusammen. So sind vielfach Bilder entstanden, die an Gemälde erinnern. Fotos, die Linien in Landschaften, im Wasserfall, auf spiegelglatter See betonen, Fotos, die an Zeichnungen erinnern."2
Für diese und andere Fotografien von ihren vielen Reisen wurde sie mehrfach ausgezeichnet. "Das Hochglanzmagazin "Photografie" bezeichnete Marianne Seefried 1984 als "Matador der Kamera". Da hatte Seefried bereits einige Preise erhalten, darunter 1977 die Goldmedaille bei der Internationalen Herrschinger Fotowoche. 1979 erhielt sie die Ehrenmitgliedschaft in der Österreichischen Gesellschaft für Photographie, nachdem ihr 1978 der Titel der "Federation Internationale de L'Art Photographique" zugesprochen worden war."3
2012 starb ihr Mann. Sie wohnte jedoch weiterhin im Haus. Durch die Verminderung der Sehkraft konnte sie nicht mehr fotografieren, auch stellte sich Arthrose ein, die ihre Beweglichkeit minderte sodass sie einen Rollstuhl benutzen musste.
Von April bis Mai 2014 wurden im Kapitel 8 auf dem Domshof unter dem Titel "Die Hunderteinjährige, die ihre Fotos ausstellt" Fotografien ausgestellt, 2015 waren noch 50 Fotografien in einem Restaurant in Schwachhausen zu sehen.
"Noch im April (2015) hatte eine Operation Marianne Seefried das Sehvermögen soweit zurückgegeben, dass sie wieder lesen konnte. Und Lesen, das war immer eine Leidenschaft der Fotografin mit dem besonderen Blick auf die Natur. Über ihre Wasserfotografien sagte sie: "Es sind Bilder, bei denen mir Goethes ,Gesang der Geister über den Wassern' hörbar wurde".

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Anmerkunden und Quellen:
1. Tietjen Christiane: Sie hat sich ihre zupackende Art bewahrt, WK 31.01.2013
2. Fischer Frauke WK 23.03.2015
3. Platt Edwin WK 6.8.2015
4. Abschied von Marianne Seefried - WK Bremen Nordost: Stadtteil-Kurier ... 06.08.2015

Autorin:Edith Laudowicz ©