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Louise Franziska Aston, geb. Hoche, verh. Meier

26.11.1814 Gröningen bei Halberstadt- 21.12.1871 Wangen
 

Luise Aston hielt sich nur kurze Zeit in Bremen auf - hier aber wurden schwerwiegende Ereignisse zu einem großen Verhängnis für ihre Leben.
Sie wurde am 26.11.1814 in Gröningen an der Bode als Tochter von Johann Gottfried Hoche, der das Amt eines Oberpredigers in Rödingen(1762-1830) innehatte und seiner Ehefrau Louise Charlotte geboren. Sie hatte sieben Geschwister, fünf Schwestern und zwei Brüder. Wie ihre Schwestern erhielt sie Unterricht von ihrem Vater und von Hauslehrern, die Brüder Eduard (1807-1883) und Ernst (1819-1879) hingegen gingen in die Domschule in Halberstadt.
Mit 17 Jahren wurde sie mit dem 24 Jahre älteren reichen englischen Industriellen Samuel Aston verheiratet, der in Magdeburg eine Maschinenfabrik gegründet hatte. Das Paar bekam drei Töchter: Jenny Louise geboren am16.12.1836, die nur fünf Jahre alt wurde (gest. 30.6.1841), am 8.5.1841 wurde ihre Tochter gleichen Namens geboren, am 20.11.1842 kam ihre zweite Tochter Helene Martha Clara zur Welt, die mit zwei Jahre starb (21.10.1844).
Die Ehe empfand sie als einengend "weil sie zum Eigentum macht, was nimmer Eigentum sein kann: die freie Persönlichkeit; weil sie ein Recht gibt auf Liebe, auf die es kein Recht geben kann." Es war jedoch ihr Mann, der sich 1839 von ihr scheiden ließ. Zum Zeitpunkt der Trennung, war sie schwanger. Als das Kind drei Jahre später starb, fanden die Eltern wieder zusammen. Und da Louise bald darauf erneut schwanger wurde, heirateten sie ein zweites Mal, die Ehe jedoch hielt nicht.
Im August des Jahres 1845 ging sie mit ihrer kleinen Tochter Jenny Louise nach einer erneuten Scheidung, in der ihr eine kleine Rente zugesprochen wurde, nach Berlin und mietete in der Schumannstraße eine bescheidene Wohnung. Mit sich trug sie ein Manuskript mit Gedichten, die dort unter dem Titel "Wilde Rosen" erschienen sowie den Roman "Aus dem Leben einer Frau", beide erschienen 1846.
Die lebendigen Debattenkultur hat es ihr angetan wie auch die "jungdeutschen Poeten, den kirchenkritischen "Lichtfreunden", den Burschenschaftlern und junghegelianischen "Freien", die trotz scharfer Zensur ihre Kritik und ihre Ideen in die Öffentlichkeit tragen, hat sie zu ihrer neuen Heimat gewählt."1 (Zeit) Den Zugang zur Berliner Linksintellektuellenszene erhielt sie durch den Dichter Rudolf Gottschall, der ihr Geliebter wurde und mit dem sie zeitweilig zusammen lebte. Sie versuchte ein freies Leben zu führen, trug eine Kurzhaarfrisur, rauchte auf der Straße, trug Männerhosen und erhielt Männerbesuche - das missfiel den Nachbarn, sie machten eine anonyme Eingabe, in der es hieß: "Sowohl für Familien als auch für die öffentliche Ruhe ist dies Weib ein gefährlicher Gegenstand." 1846 wurde als erste Frau aus Berlin ausgewiesen.In Gedichten verspottet sie ihre bigotten Denunziantinnen und verlangt die völlige Freiheit der Frau:

"Entsagen ist der Nonne Stolz und Ruhm,
Beglücken ist des Weibes Heiligthum, .
Ihr wollt mühsam die Ewigkeit ergründen,
Mir lächelt sie in jedem Augenblick,
Ihr wollt das Glück in eurer Tugend finden,
Ich finde meine Tugend nur im Glück."

Mit einer Streitschrift "Meine Emancipation, Verweisung und Rechtfertigung", die im Sommer 1846 in Brüssel erschien, wehrte sie sich gegen dieses Vorgehen.
Ihr Versuch, sich in Hamburg niederzulassen scheiterte, auch dort wollte man sie nicht. Im selben Jahr erschienen der Gedichtband "Wilde Rosen" und "Aus dem Leben einer Frau".
In diesem Jahr verlor sie auch ihre Tochter . Ihr Exmann gewann einen Sorgerechtsprozess um Jenny und sie musste die Tochter hergeben. Sie ging einige Monate in die Schweiz.
Im revolutionären März war sie Krankenschwester des Ludwig van der Tann als, das trug ihr den Ruf als Barrikadenkämpferin ein. Ihr 1848 erschienener Roman Revolution und Konterrevolution legt aufgrund der detailgenauen Schilderung des Berliner Häuserkampfs nahe, dass sie sei dabei gewesen ist. Sie redigierte das Revolutionsblatt "Der Freischärler" und wurde erneut aus Berlin ausgewiesen. Zu dieser Zeit war Wilhelm Held, Redakteuer und politischer Agitator ihr neuer Gefährte. Als Ende März 1848 der Krieg zwischen Dänemark das sich Schleswig einverleiben wollte, schloss sie sich einem Freikorps an und ging als Krankenschwester an die Front. Während des Feldzuges lernte sie den Bremer Arzt Eduard Meier kennen, der an der Front ein Bein verloren hatte. Sie ging mit ihm 1849 mach Bremen und vollentete hier ihr Buch Revolution und Konterrevolution, das im selben Jahr erschien. Als in Bremen seine Verlobung mit ihr bekannt wurde, verweigerte man ihm mit dem Hinweis auf die berüchtigte Erwählte den Posten des Klinikchefs, für den er aufgrund seiner Schrift "Die neue Krankenanstalt" vorgesehen war. Er wurde als Radikaler aufgrund seiner Verbindung zu Pastor Dulon sowie seiner Mitgliedschaft im Demokratischen Verein überwacht und schließlich verhaftet. Erst 1855 wurde er aus dem Gefängnis entlassen und heiratete Louise in Braunschweig. Beide verließen Bremen und gingen zunächst nach Berlin, dann nach Russland. Er arbeitete im Krimkrieg als Arzt, sie als Pflegerin. Danach begann eine Wanderung durch die Ukraine, Siebenbürgen, Ungarn und Österreich. Erst 20 Jahre später konnten sie aufgrund einer politischen Amnestie nach Deutschland zurückkehren, Sie ließen in Wangen nieder. Nur wenige Monate später starb sie verarmt, politisch resigniert und isoliert. Ihr Mann überlebte sie um knapp zwei Jahre, er starb am 5.September 1873.

Publikationen: Wilde Rosen, Zwölf Gedichte, Berlin 1846
Meine Emancipation, Verweisung und Rechtfertigung, Brüssel 1846
hier online lesbar
Aus dem Leben einer Frau, Hamburg 1847
Lydia, Magdeburg 1848, hier können Sie das Buch lesen Revolution und Contrerevolution, 2. Bd. Mannheim 1849
Freischärler-Reminiszenzen, 12 Gedichte, Leipzig 1850
Der Freischärler. Für Kunst und sociales Leben, Jg. 1, 1848, Nr. 1 vom 1.11. bis Nr. 7 vom 16. 12.1848
Aston, Louise: Gedichte. Die Deutsche Gedichte-Bibliothek.Online verfügbar hier

Literatur und Quellen:
Goetzinger, Germaine: Für die Selbstverwirklichung der Frau, Frankfurt am Main 1983
Möhrmann, Renate: Die andere Frau, Stuttgart 1977
Sichtermann, Barbara: Ich rauche Zigarren und glaube nicht an Gott, Berlin 2014
Link zu Werken, die online lesbar sind
StAB 4,14/1-XII.A.2.c.2. (Pol. Polizei)

Autorin:Edith Laudowicz