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Dora Behrmann
1877 in Bremen - 1942 in Bremen

Dora Behrmann war die Tochter des Lehrers Klaus Hinrich Böttcher und Clara, geb. Leithäuser.Sie hatte eine Schwester.
Die Absolventin der Höheren Mädchenanstalt von August und Johanne Kippenberg unterrichtete ab 1896 in den Volksschulen an der Bremerhavener Straße und der Hauffstraße.

Auch ihre Schwester Clara war Lehrerin geworden und engagierte sich leidenschaftlich in der Grundschularbeit, wie ihrem Buch "Frohe Arbeit in der Grundschule" zu entnehmen ist. Dora Behrmann fühlte sich dem Werk Metta Meinkens verpflichtet und ging in der praktischen Schularbeit reformerische Wege. In der Zeitschrift "Die Lehrerin, Organ des Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenvereins1 veröffentlichte sie zahlreiche Aufsätze zu pädagogischen Fragen. So zur Aufnahme der Lektüre des Bibliotheksangebots der Schulen durch die Schülerinnen und zum Thema Geschichtsunterricht - Beobachtungen, die sie zuvor auf den Versammlungen des Lehrerinnenvereins, der sich um 1910 und 1911 besonders mit der Reform des Lehrplans befasste, vorgetragen hatte.

Dora Behrmann sympathisierte mit sozialdemokratischem Gedankengut, sie setzte sich für die Gleichberechtigung von Frauen ein. "Sie war frei von bürgerlichen Klassengefühlen", hieß es in einem ungedruckten Aufsatz "Dora Behrmann zum Gedächtnis" (1948)2, "die ja sonst grade in den Kreisen der Frauen eine starke Rolle spielen. Standesdünkel und Vorurteile kannte sie nicht"3. Sie war eine unbequeme Frau: "Kampfgeist, gläubiges Selbstverrauen, Zivilcourage...zeichneten Dora Behrmann im hohen Maße aus. Es war nicht immer leicht, mit dieser geborenen Kämpferin fertig zu werden. Sie war im Grunde keine Natur des Kompromisses, des verbindlichen Drumherum. sie konnte ihre Meinung mit einer gewissen unduldsamen Schärfe und mit ironischer Beimischung zum Ausdruck bringen und konnte wohl einmal vor den Kopf stoßen; aber es war nicht bös gemeint, es sollte nicht verletzen, es war nichts Zynisches darin. Es ergab sich aus der Sache und war im letzten Grunde Ausfluß ihres geraden offenen Wesens."4

Als sich 1912 die Frauenstimmrechtsbewegung spaltete, gehörte auch Dora Behrmann zu denen, die sich dem neu gegründeten Frauenstimmrechtsbund anschloss, der ein uneingeschränktes Stimmrecht für Frauen forderte. Dora Behrmann war ab 1920 Vorsitzende der Bremer Gruppe des Verbandes der Volksschullehrerinnen.
Wie Emmy Grave war sie Mitglied des Vorstands des Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenvereins. Als sie 1932 aus dem Vorstand ausschied, widmeten die Kolleginnen ihr und Emmy Grave ein Lied, das die beiden mit viel Humor beschrieb:

Stimmt an mit hellem hohen Klang
den Preisgesang der beiden 
die nun zu unser aller Schmerz
aus unserm Vorstand scheiden.

Sie lenkten unser Schiff gewandt
ein Achtel vom Jahrhundert
bei den Behörden wohlbekannt
Geachtet und bewundert.

Frau Behrmann war der Sparminister
sie hütete das Geld
blieb treu dem Grundsatz beim Geflüster
der eitlen bösen Welt:
Da haben wir ja gar kein Geld zu
das kostet viel zu viel
denn unser Verein ist ‚ne ernste Sache
und nicht ein Kinderspiel

Auch ganz privat kann Dora sparen
Wie's kaum ein andrer kann
sie legt ihr Geld seit vielen Jahren
nur wertbeständig an.
In inflatiösen Zeiten
Denkt Dora weit voraus
und schafft sich - Oh blaues Wunder -
Tinte einen Hektoliter ins Haus
Kurz nach der Übernahme der Macht durch die Nationalsozialisten wurde sie unter Bezugnahme auf das Gesetz zur Wiederherstellung es Berufsbeamtentums - ohne nähere inhaltliche Begründung - in den Ruhestand versetzt.

Die Übernahme der Macht durch die Nationalsozialisten traf Dora und Clara Behrmann hart. 1934 wurden beide Schwestern aus dem bremischen Schuldienst entlassen.
Anmerkungen:
1. Die Lehrerin, Organ des Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenvereins - 30.1913/1914
2. Dora Behrmann zum Gedächtnis (1948), Staatsarchiv Bremen
3. Wulff, Hinrich: Geschichte und Gesicht der bremischen Lehrerschaft, 2.Bd., Bremen 1950, S.152ff.
4. zit. in Wulff, S.152

Publikationen: Clara Behrmann: Frohe Arbeit in der Grundschule, Langensalza 1926
Dora Behrmann Die Lehrerin in Schule und Haus - 26.1909/1910
Dora Behrmann, Kinderurteile über Jugendschriften, in: Die Lehrerin, Organ des Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenvereins, Nr. 13, 18. Juni 1913
Dora Behrmann, Die Geschichte der Volksschule, Die Lehrerin, Organ des Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenvereins, Nr. 37, 13.12.1913 Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung
Literatur und Quellen:

Meyer-Rentschhausen, Weibliche Kultur und soziale Arbeit, die Geschichte der Frauenbewegung am Beispiel Bremens 1810 - 1927, Köln 1989


Autorin: Edith Laudowicz