Biografien| Aktuelles

 
 

 
Louise Dorothea Amalie Ebert, geb. Rump

23.2.84 1873 in Melchiorshausen/Weyhe, † 18.1. 1955 in Heidelberg
 

Louise Rump stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Ihr Vater Friedrich Hermann Rump war Arbeiter, ihre Mutter Friedericke, geb. Nicking arbeitete als Waschfrau. Sie hatte drei Geschwister. Sie besuchte 6 Jahre die Dorfschule in Leeste. !883 zog die Familie nach Bremen, mit 12 Jahren musste sie "in Stellung" in einen großbürgerlichen Haushalt gehen. Jedoch auch schon vorher hatte sie in Weyhe als Jungmagd auf einem Hof in der Nachbarschaft zum Lebensunterhalt der Familie beigetragen. In einem Brief an ihren Sohn bezeichnete sie später ihre Kindheit als etwas "sehr, sehr viel Schweres und Trübes."1

Als Louise Rump fünf Jahre alt war, zog die Familie nach Bremen. Louise ging in einen großbürgerlichen Haushalt in Stellung, gab dieses Arbeitsverhältnis jedoch nach zwei Jahren wegen langer Arbeitszeiten und schlechter Entlohnung wieder auf. Sie fand eine Arbeit als Etikettenkleberin in einer Tabakfabrik. Sie engagierte sich im "Centralverband der in der in Holzbearbeitungs-Fabriken und Holzplätzen beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen" und wurde sogar 1893 zur zweiten Vorsitzenden der Bremer Gruppe gewählt.

Am 9. Mai 1894 heiratete sie den gebürtigen Heidelberger und gelernten Sattler und Sozialdemokraten Friedrich Ebert in Bremen standesamtlich. Sie hatte ihn 1893 auf einer Gewerkschaftsversammlung kennen gelernt. Friedrich Ebert war seit drei Jahren in Bremen und arbeitete zunächst als selbständiger Handwerker und Gelegenheitsarbeiter, wurde aber 1893 Redakteur der "Bremer Bürger-Zeitung", schied aber schon nach einem Jahr wieder aus. Er pachtete nun die Gastwirtschaft "Zur guten Hilfe" an der Braut/Ecke Westerstraße, die neben dem Gastbetrieb auch einen Versammlungssaal hatte. Nur kurz nach der Heirat wurde ihr erster Sohn Friedrich (1894-1979) geboren, zwei Jahre später ihr Sohn Georg (1896-1917), nur ein Jahr danach der Sohn Heinrich (1897-1917), es folgte ihr Sohn Karl nach zwei Jahren (1899-1975) und die einzige Tochter Amalie ein Jahr später (1900-1931).
Sie und ihr Mann erhielten die Bremische Staatsbürgerschaft. Er wurde 1899 trotz aller Behinderungen der Sozialdemokratie in die Bremische Bürgerschaft gewählt, der er bis 1905 angehörte. Außerdem wurde er Vorsitzender des sozialdemokratischen Vereins in Bremen. Auch Louise trat in die SPD ein, war aber in der Parteiarbeit nicht aktiv. Sie erledigte nicht nur die Hausarbeit und kümmerte sich um die kleinen Kinder, sondern sie übernahm auch die Leitung der Gaststätte. Sie bewohnten zuletzt ein kleines Haus in der Neckarstraße 79 mit Garten. Während dieser Zeit beteiligte sich ihr Mann von 1894-95 aktiv an Wahlkämpfen und war als gewerkschaftlicher Agitator aktiv. Die Gasstätte war ein Treffpunkt der Sozialdemokraten.

1905 zog die Familie nach Berlin um, weil Friedrich eine Stelle als Parteisekretär antrat, um die er sich wegen der wachsenden innerparteilichen Auseinandersetzungen in Bremen beworben hatte. Die Familie wohnte zunächst in Rummelsburg in der Nähe des Bahnhofs Ostkreuz, drei Jahre später nach Treptow. Hier lebte die Familie nun auch mit ihrer Mutter, die sich von ihrem Mann getrennt hatte. Die Söhne gingen in die Volksschule, einzig die Tochter besuchte eine höhere Schule.

1912 wurde ihr Mann in den Reichstag und ein Jahr später gemeinsam mit Hugo Haase zum Parteivorsitzenden der SPD gewählt. Als der 1. Weltkrieg begann, war die Familie auf der Insel Rügen. Der Krieg brachte ihr schlimme Verluste: Ihr Bruder Emil und ihre beiden Söhne Heinrich und Georg kamen ums Leben. Ihre Tochter notierte in ihrem Tagebuch: "Heute morgen erhielten wir ein Telegramm. Ich beachtete es gar nicht und legte es fort. Da stand meine Mutter auf. Plötzlich hörte ich einen Schrei; sie hat das Telegramm geöffnet. Unser guter Heinrich ist gestorben."3

Nach der Novemberrevolution wurde ihr Mann 1919 in Weimar zum Reichspräsidenten gewählt und sie war nun die erste Frau im Reich - eine nicht ganz leichte Aufgabe für sie. Die Familie zog in das Palais des Grafen Schwerin in die Wilhelmstraße ein. Anfänglich tat sie sich schwer mit ihrem neuen Status, so wollte sie zunächst gemeinsam mit dem Dienstpersonal essen. Sie kochte weiterhin selbst und ging einkaufen. Um die vielen repräsentativen Aufgaben wahrnehmen zu können, ließ sie sich von ihr nahestehenden Frauen beraten. Obwohl sie argwöhnisch beobachtet wurde, meisterte sie die Aufgabe. Nach einer Einladung des Ehepaars an die englische Botschaft notierte der Botschafter Viscount d'Abernon: "Wenn man sich überlegt, dass er ein Sattlermeister war und dass sie aus ganz kleinen Verhältnissen stammt, setzt einen die würde und Zurückhaltung ihres Benehmens in Erstaunen. Niemand würde wagen, sich irgendwelche Freiheiten gegen Ebert herauszunehmen."4

Und die Frau des Diplomaten Freiherr von Rheinbaben, gelegentlich zu Damentees eingeladen, bestätigte "mit welch natürlicher Grazie, ungezwungener Liebenswürdigkeit sich die Gastgeberin gab."5 Im Jahre 1919 gehörte sie zu den Gründerinnen der Arbeiterwohlfahrt, sie wurde Schirmherrin der Deutschen Kinderhilfe und setzte sich für Jugendhilfsprojekte ein.

Die politisch turbulenten Jahre, in denen Ebert starken Anfeindungen ausgesetzt war(u.a. wegen seiner Unterstützung des gewaltsame Vorgehens des Reichswehrministers Gustav Noske 1919 gegen streikende, demonstrierende und revoltierende Arbeiter und eines Prozesses gegen ihn wegen seiner Beteiligung am Berliner Januarstreik von 1918, was 1924 juristischen als Landesverrat gewertet wurde) hinterließ Spuren. Eine Blindarmentzündung blieb unbehandelt und führte am 28.2.1925 zu seinem Tod.

Nach einer Trauerfeier in der Wilhelmstraße wurde der Sarg nach Heidelberg gebracht. Louise blieb noch einige Tage bei Verwandten ihres Mannes, musste dann aber die Wohnung in der Wilhelmstraße räumen und fand, nachdem ihre finanzielle Situation geklärt war, eine neue Wohnung in Berlin-Wilmersdorf. Ihre Söhne Friedrich und Karl sowie ihre Tochter heirateten und sie wurde bald Großmutter von vier Enkelkindern. Im Jahr 1931 erlitt sie erneut einen schweren Verlust: ihre Tochter starb am 24. November 1931.

Mit der Machtübernahme der Nazis waren sie und ihre Söhne Repressalien ausgesetzt. Eine erste Hausdurchsuchung der SA fand im April 1933 statt. Ihr Sohn Friedrich, der Leiter der "Brandenburger Zeitung" gewesen war, wurde in ihrer Wohnung verhaftet und kam in die Konzentrationslager Oranienburg, Bögermoor und Lichtenburg. Louise versuchte alles, die Haftentlassung ihres Sohnes zu erreichen. Louise zog von Wilmersdorf nach Treptow, wo sie ein Haus mietete. Dorthin kam auch Friedrich, der schließlich unter Auflagen freigelassen worden war. Ihre beiden Söhne wurden 1939 eingezogen. 1943 entschloss sie sich wegen der Bombardierungen zunächst nach Lahr im Schwarzwald zu Verwanden ihrer Schwiegertochter zu ziehen, wo sie auch ihren 70. Geburtstag beging. 1945 zog sie nach Heidelberg, ebenso ihr Sohn Karl mit seiner zweiten Frau. Er wurde SPD-Landtagsabgeordneter in Stuttgart. Ihr Sohn Friedrich lebte in Potsdam und wurde SED-Mitglied und später Landtagspräsident in Brandenburg. Sie unternahm noch viele Reisen, kam 1947 auch nach Bremen, wo sie Bürgermeister Spitta traf, der über diesen Besuch anlässlich einer Geburtstagsfeier in sein Tagebuch schrieb: "Ich konnte aufs Neue ihre Klugheit, Anmut der Unterhaltung und prächtige Persönlichkeit erfahren"6. Sie starb 1955 an einem Herzinfarkt und wurde unter großer Anteilnahme auf dem Heidelberger Bergfriedhof begraben.

Louise Ebert und Wilhelm Kaisen bei der Einweihung des Ebert-Denkmals von Georg Kolbe 1951 in Bremen

Quellen:
Maser, Werner, Reichspräsident Friedrich Ebert, Sozialdemokrat und Patriot, Eine politische Biografie, Stegen
Louise Ebert - die erste First Lady der Weimarer Republik, Bescheiden, natürlich geradlinig, in: Ullrich,, Gabriele: von starken und schwachen Frauen, Stuhr-Bremen-Weyher Lebensläufe aus vier Jahrhunderten, S. 59-75, Fischerhude 1996
Witt, Peter Christian: Friedrich Ebert, Bonn 1987
Anmerkungen:
1. Witt S.28
2. Winterhager, Friedrich; Luise Ebert (1873 - 1955) - von der niedersächsischen Häuslerkate zum Präsidentenpalais in Berlin, St. Augustin 1995
hieraus Zitate: 3,S. 26 4, S. 49, 5. Seite 50
6. Angelika Büttner/Ursula Voß-Louis (Hrsg.): Neuanfang auf Trümmern: Die Tagebücher des Bremer Bürgermeisters Theodor Spitta 1945 - 1947, Eintrag. 27.20.1947, München 1992

Autorin: Edith Laudowicz

Bildquellen: Bild 1: Wiki commons public domain United States p.d. Gaststätte: M. u. W. Ullmann in: Neustadt 1860 - 1945, Ein Photographischer Streifzug, Bremen 1998, S.19 Anlässlich des 82. Geburtstags wurde eine Gedenkstunde für Henny Durlach im Museum abgehalten, zu der der Verein der Freunde des Focke-Museums eingeladen hatte.