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Maria Ewel
30.9.1915 Königsberg - 27.1.1988 Bremen

 

Die Bildhauerin wurde als Tochter von Otto Ewel, Maler und Professor an der Königsberger Kunst- und Gewerbeschule, geboren (* 21.2.1871 in Trutenau, Samland - 5.11.1954 in Pillnitz bei Dresden). Sie war die jüngste von vier gleichfalls künstlerisch begabten Schwestern. 1928 besuchte sie bereits mit dreizehn Jahren als Abendschülerin die Kunst- und Gewerbeschule in Königsberg und arbeitete in der Keramikklasse bei Franz Andreas Threyne, wo sie in wochenlangen Studien Bewegungen, Haltungen und Eigenarten des jeweiligen Wesens studierte, um am Ende eine Idee, eine Kraft oder einen charakteristischen Wesenszug in Stein, Bronze oder einem ihr entsprechenden Material zu realisieren. Nicht das Starre, Verhaltene, Still-haltende zog sie an, sondern das spannende Bewegte, sich jederzeit Verändernde."1 Ihre künstlerische Ausbildung verfolgte Maria Ewel an den Kunstgewerbeschulen in Dresden (1936-1939), wo sie drei Jahre lang die Bildhauerklasse der Kunstgewerbeschule besuchte.
1939 als Luftwaffenhelferin eingezogen, mußte sie bis zum Kriegsende ihre künstlerisches Wirken ruhen lassen. "Die Wirren am Ende des 2. Weltkrieges führten mich nach Fischerhude in die Nähe Bremens.Im Jahre 1946 schrieb ich mich als Studierende der Bildhauerei bei der Staatlichen Kunstschule in Bremen ein. Bevor das Studium jedoch richtig begann, wurden wir zunächst 4 Wochen täglich zur Trümmerbeseitigung eingesetzt. Wir mußten am Tage 200 noch erhaltene Ziegelsteine mit dem Hammer von Zementresten befreien, unentgeltlich. Im Herbst 1946 begann dann offiziell das Studium an der Kunstschule.
Von Fischerhude hatte ich immer einen langen und oft beschwerlichen Weg nach Bremen. Die Transportmittel waren sehr unvollkommen. Der Bus, der uns von Fischerhude nach Sagehorn bringen sollte, war zu klein. Er faßte nur die Hälfte der Fahrgäste. So gab es zwei Abfahrtszeiten, morgens um 6 und um 7 Uhr. aber alle Fahrgäste mußten schon um 6 Uhr an der Haltestelle sein, da jeden Morgen neu eingeteilt wurde, wer wann fuhr. Auf der Rückfahrt von Bremen gab es oft Zwischenfälle. Der Zug, der uns nach Sagehom bringen sollte, verließ den Bahnhof oft aus verschiedenen Gründen mit mehrstündiger Verspätung, so daß wir erst gegen Mittemacht Sagehorn, oft im Schnee zu Fuß - tief in der Nacht - hundemüde Fischerhude erreichten. (Der Winter 46 war sehr hart, schneereich und kalt.) Da ich morgens immer die erste in der Bildhauerklasse war, heizte ich den Ofen an, damit der Raum einigermaßen temperiert war. Nach Weihnachten 1946 wurde dann an der Kunstschule der Schulbetrieb wegen Kohlenmangels eingestellt.
Unseren Lebensunterhalt verdienten wir uns durch die Herstellung von kleinen Tonplastiken, die wir in der Hemelinger Ziegelei brennen ließen, oder durch Austragen von Lebensmittelkarten. Ich stellte auch Puppenköpfe her. 1948 erhielt ich nach der Währungsreform zusammen mit meinen Bildhauer-Kommilitonen einen Platz in der neugegründeten Bauhütte der Baudenkmalpflege. Nun konnten wir endlich einen bescheidenen, aber doch regelmäßigen Verdienst unser eigen nennen. Steinbildhauerei ist ein Zweig unserer Ausbildung. In der Bauhütte konnten wir diese Handfertigkeit unter der Anleitung geschulter Kräfte erwerben. Mir wurde gleich am Anfang die Restaurierung eines Löwenkopfes anvertraut. Da ich noch keine Steinbildhauererfährung besaß, mußte ich mich ohne große handwerkliche Vorübungen in die Materie Stein einarbeiten. - Und es gelang.
1952 konnte ich endlich nach Bremen übersiedeln, was mir viel Zeitersparnis einbrachte. Der Bauhütte gehörte ich von 1948 bis 1954 an. 1950 erhielt ich meinen ersten Auftrag vom Land Bremen: ich schuf einen lebensgroßen Bären für den Kindergarten im Waller Park. Dafür erhielt ich 1.000DM"1
1955 nahm sie in Salzburg an der Sommerakademie in der Bildhauerklasse von Professor Ewald Mataré teil. Nach einem Studienaufenthalt in Florenz ließsie sich 1956 als freischaffende Bildhauerin in Bremen nieder. Der Kunsthistoriker Gert Duwe wertete ihr plastisches Oeuvre als Ausdruck einer Kunst, deren Kern die Reduktion auf das Wesentliche, Spezifische eines Tieres oder des Menschen ist." Ihre Werke sind nicht einfach Abbild der Wirklichkeit, sondern stehen als Zeichen für das Animalische, für die Bewegung, für Dynamik und Kraft. Die Gestaltung bewegt sich daher auch zwischen realistischem Abbild und zeitlos geklärter Form. In wochenlangen Studien studierte sie die Bewegungen, Haltungen und Eigenarten des jeweiligen Wesens Ende eine Idee, eine Kraft oder einen charakteristischen Wesenszug in Stein, Bronze oder einem ihr entsprechenden Material zu realisieren. Nicht das Starre, Verhaltene, Stillhaltende zog sie an, sondern das Spannende Bewegte, sich jederzeit Verändernde."2 Zeitweise widmete Maria Ewel sich dem Porträt. Sie gestaltete 1956 Zementguss den Kopf von Widmund Jäger und 1974 den Kopf Rebecca Meyerhoffs in Bronze.


Drei Pinguine (1968), Sonderschule Friedehorst in Burglesum

Sie war Mitglied des BBK und der Künstlergilde-Esslingen.1959 erkrankte Maria Ewel an Gelenkrheumatismus. In den ersten Jahren ihres Leidens war sie noch in der Lage, zahlreiche grosse Arbeiten auszuführen, aber in den letzten Jahren musste sie die Steinbildhauerei einschränken und sich mehr und mehr der modellierten Plastik zuwenden. Die meisten dieser Arbeiten sind in Bronze gegossen. 1982 schuf Maria Ewers ihre letzte Plastik, die Bronze-Tiergruppe, die in der Halle des Postamtes in Rastede aufgestellt ist.
"In den Jahrzehnten ihres Schaffens", so Professor Gert Duwe in dem Verzeichnis ihres plastischen Gesamtwerkes über die Bildhauerin aus Königsberg, "hat Maria Ewel eine Vielzahl unterschiedlichster Stile und Strömungen überdauert, Richtungen, die sich zum Teil sehr ausschließlich gebärdeten und nicht immer zur künstlerischen Toleranz bereit waren. Maria Ewel ist sich in der ganzen Zeit treu geblieben; das modische Mitvollziehen entspricht nicht ihrer Art, sie hat in einem kontinuierlichen Schaffensprozess alle künstlerischen Möglichkeiten ihres Stils ausgeschöpft und zur letzten Reife geführt" sagte Duwe über ihr Werk.3 Maria Eweel verehrte nach eigenem Bekunden Gerhard Marcks, und sie schrieb 1958 an René Sintenis: "Die Mode die wir öfters wechseln sahen ist schließlich über uns hinweg gegangen. Aber so hat sie uns auch von mancher Last befreit, und wir gehen mit leichtem Gepäck nach dem Gesetz, wonach wir angetreten. Es ziemt sich auch nicht, aus seiner Generation auszuscheren. Ist es nicht ein Glück, dem Tageslärm entrückter zu sein?"
In der Ausstellung der Bremer Künstlerhilfe 1955 in der Kunsthalle zeigte sie Tierstudien. 1971 stellte sie Plastiken zugunsten einer Versteigerung für Terre des Hommes zu Verfügung.

Werke:

Der Bär (1950) Kindertagesheim am Waller Park
Junger Löwe (1951), Schulzentrums Habenhausen in Obervieland

Großer Tiger (1955), Grünanlagen am Hohentorsplatz in der Alten Neustadt
Das aufbäumende Pferd am Hohentorsplatz
Panther (1958), Grundschule in Borgfeld
Fliegender Schwan auf dem Hastedter Friedhof

Mädchen mit Reifen (1967), vor der Bürgermeister-Smidt-Schule an der Contrescarpe (Mitte) der Reifen allerdings existiert nicht mehr, er wurde gestohlen
Walfisch (1970), im Freibad in Blumenthal
Labyrinth (1971), Sonderschule an der Färberstraße in Vegesack.
Bronze Tiergruppe (1982)
Nicht mehr vorhanden sind: "Junger Löwe" (Muschelkalk, 1951), auf dem Gelände des Schulzentrums Habenhausen am Bunnsackerweg im Stadtteil Obervieland, "Wal" (Styropor mit Polyester, 1970): der ca. 3,5 m lange Wal befand sich auf einer kleinen Insel inmitten eines Schwimm-Beckens des Freibades Blumenthal, "Fliegender Schwan" (Bronze) auf dem Hastedter Friedhof. In Ludwigshafen am Rhein steht seit 1957 Der große Tiger auf dem Alwin-Mittasch-Platz und in Rastede eine Tiergruppe (1982) im Postamt.

Einzelausstellungen:
1974 Einzelausstellungen in Pforzheim
1983 in Ellingen Deutschordensschloss
1985 Bremen Staatsarchiv
Gruppenausstellungen von 1960-1984
1960 in Bremen,Übersee-Museum
1971 Bremen, Kunsthalle
1975 Essen,Grugapark,
1975 Ratzeburg Schloss Ratzeburg und Regensburg Ostdeutsche Galerie, Düsseldorf Haus des deutschen Ostens,
1983 Bremen untere Rathaushalle "Bremer Künstler sehen Bremen",
1984 Bremen Galerie Bremer Kunstwerkstätten,Bremen Kommunale Galerie
1986 Bremen Bremer Bauhütte Untere Rathaushalle
Ehrungen
Sie erhielt im Jahr 1985 den Kulturpreis der Landsmannschaft Ostpreußen
Anmerkungen:
1. Maria Ewel, in: Die Bildhauer der Bauhütte, S.78
2.u.3. Duwe, Gert. ohne Seitenzahl

Literatur und Quellen: Duwe, Gert: Maria Ewel, Das Plastische Gesamtwerk,Bremen o.J.
Die Bildhauer der Bremer Bauhütte, Katalog, Bremen 1986, S.78
Hildebrand, Gisela, Maria Ewel in: Bremer Frauen von A - Z, Bremen 1991 S.92
Osma,Silke: Das Ostpreußenblatt/Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 30. September 2000
Weser-Kurier 26.11.55,15.3. 1971, 5.5.6.86,9.6.2001
Autorin:Edith Laudowicz