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Rosemarie Pohl-Weber geb. Weber
1.12.1926 Münster - 7.7.1990 Bremen

Rosemarie Weber war die Tochter eines Verwaltungsbeamten. Von 1937 bis 1944 besuchte sie die Annette von Droste-Hülshoff-Schule (Oberschule für Mädchen) in ihrer Geburtsstadt.Im November 1944 wurde ihre Klasse 8 zum Arbeitseinsatz eingezogen.Sie unterrichtete einige Monate als „Laienlehrkraft" in der Volksschule. Am 31. März 1945 erhielt sie das „Abgangszeugnis mit Reifevermerk", der jedoch keine allgemeine Hochschulreife war. Bis September 1947 war Dolmetscherin und Sekretärin bei der britischen Militärregierung und legte im September/Oktober die „Prüfung als Sprachkundige in der englischen Sprache" (Dolmetscherexamen) ab.

Danach absolvierte sie in Aschaffenburg eine Buchhandelslehre, die mit der Gehilfenprüfung 1950 in Köln endete. Anschließend arbeitete sie bis 1955 in Buchhandlungen in Münster und Recklinghausen und wurde anschließend Leiterin der Bibliothek des Westfälischen Heimatbundes in Münster. In dieser Zeit war sie auch journalistisch tätig. Ihr besonderes Interesse galt bedeutenden westfälischen Frauen im 19. Jahrhundert. Über diese Thematik hielt sie auch Vorträge in der Volkshochschule. Mit der Zustimmung ihres Arbeitgebers konnte sie das Studium der Deutschen Volks- und Altertumskunde sowie der Deutschen Philologie und Literaturgeschichte beginnen. Zuvor musste sie jedoch noch die Reifeprüfung absolvieren, die sie am Stadtgymnasium in Dortmund ablegen konnte. Das Universitätsstudium schloss sie am 30. November 1963 mit der Promotionschrift „Westfälisches Volkstum in Leben und Werk der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff" ab. Die Untersuchung erschien 1966 bei Aschendorf in Münster.

Am 1.November 1965 wurde Rosemarie Weber Abteilungsleiterin. 1966 heirate sie Dr. Heinz Werner Pohl, zwei Jahre später kam ihr Sohn Herbert zur Welt. Am 1. März 1968 erhielt sie das Amt einer Kustodin, am 17.November 1970 das der Oberkustodin. Drei Jahre später wurde sie zur Regierungsdirektorin ernannt, da es in der Verwaltungshierarchie den Titel des Museumsdirektoren nicht gab, ab dem 1.Januar 1975 zur Leitenden Regierungsdirektorin. Schon seit Mai 1973 war sie offizielle Vertreterin im Amt des Direktors gewesen. 1975 wurde sie Direktorin. Sie war die erste Frau in Bremen, die ein großes Museum leitete.

In der Taucherglocke

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1974 leitete sie die Umsetzung und Einrichtung der Tarmstedter Scheune von 1803 auf dem Museumsgelände. Es gelang ihr trotz permanenter Sanierungsarbeiten, die Traditionen zu festigen, aber auch neue Akzente zu setzen. So trat neben die Präsentation des Bremischen Kaufmannslebens auch das der Werftarbeiter,Zigarrenmacher und der ländlichen Arbeitskultur. Auch wandte sie sich der Alltagskultur und der Kirchengeschichte zu. Außerdem baute sie eine museumspädagogische Arbeit auf.
Im Oktober 1985 fand in Bremen der Deutsche Volkskundekongress statt, der sich mit dem Thema "Kinderkultur" befasste, der auch durch ihre Arbeit Impulse für deren Neubewertung setzte. Als weibliche Museumsleiterin empfand sie deutlich die eingeschränkten Möglichkeiten für Frauen. Sie bedauerte, dass in Bremen etliche Institutionen - Lions- und Rotary-Club, Jakobusbrüder, Schaffermahlzeit, Eiswette und Tabakskollegium - nur Männern vorbehalten waren. In einem Vortrag 1989 sagte sie: "Warum können sich die Herren treffen und viel Wichtiges miteinander besprechen, in einer freundschaftlichen Atmosphäre sich ihren beruflich wichtigen Boden schaffen?" Diese Möglichkeiten, Kontakte zu schaffen, hatte sie offensichtlich nicht. Sie starb vor Erreichen der Pensionsgrenze.



Hier mehr zur Bremer Kogge von 1380
Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Rosemarie_Pohl-Weber
Dr. Rosemarie Pohl-Weber, Ansprachen bei der Trauerfeier am 21.7.1990 im Bremer Landesmuseum fürKunst und Kulturgeschichte Focke Museum Brief von Dr. H.Pohl an die Verfasserin April 2011
Bildquelle Hansekogge: www.hansekogge.de/hkwcms/download.php
Bildquelle Rosemarie Pohl-Weber, Broschüre anlässlich der Trauerfeier
http://idw-online.de/pages/de/news11022

Publikationen (Auswahl)
Sie war bei über 40 Veröffentlichungen des Hauses Herausgeberin: Hier eine Auswahl:
Menschen, Schiffe und Maschinen, 1970
Mit dem Paketsegler 1853 nach Texas. Reisebericht der Christiane Haun.(Hefte des Focke-Museums 30), 1971
Bremer Landesmuseum;Der Bremer Bürgerpark - Zu Nutz und Freud für alle Zeit, 1975
Miniaturen und Handschriften des Mittelalters. Schätze der Stadt Bremen in der Universitätsbibliothek.,Bremen 1975
Bremer Landesmuseum;Das Moor. Seine Nutzung einst und jetzt - Publikation zur Sonderausstellung, 02.09. - 31.10.1977
Der Bremer Dom, Handbuch und Katalog zur Ausstellung 1979. In: Nr. 49 der Hefte des Focke-Museums, Bremen 1979
Siegfried Fliedner, Rosemarie Pohl-Weber: Die Bremer Kogge, 2. Aufl. In: Hefte des Focke-Museums Bremen Nr. 19, Bremen 1968
Bremer Landesmuseum; Kunst- und Kulturgeschichte. In: Kleiner Kunstführer Nr. 1305
Bremer Landesmuseum; Haus Mittelsbühren. In: Kleiner Kunstführer Nr. 1253
Bremer Landesmuseum; Schiffahrtsabteilung. In: Kleiner Kunstführer Nr. 1279
Die Oberneulander Mühle mit der Ausstellung vom Korn zum Brot. In: Kleiner Kunstführer Nr. 1252 1981
Der Alltag, 2/82. Ohne Schweiss kein Preis.1982
Der Bremer Dom, Baugeschichte Ausgrabungen Kunstschätze, Focke Museum Bremen, 1979
Der Bremer Bürgerpark. Zu Nutz und Freud für alle Zeit,Focke Museum Bremen 1986
Herausgeberin: Die Kunst der Drechsler. Sonderausstellung 21.10.-25.11.1984 1984
Die Zigarrenmacher in Bremen, Ein Beitrag zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des 19.Jahrhunderts Arbeitsmappe Schule und Museum
Ein Hauch von Eleganz - 200 Jahre Mode in Bremen; Handbuch zur Sonderausstellung vom 7. Oktober 1984 bis 3. Februar 1985
Mit 122 Abbildungen - Hefte des Focke-Museums - Ausstellungen-Berichte-Wegweiser - Nr. 65
Konrad Köstlin/Rosemarie Pohl-Weber/Rainer Alsheimer (Hg.) (1987, Kinderkultur. 25. Deutscher Volkskundekongress in Bremen vom 7. bis 12. Oktober 1985
Hefte des Focke-Museums, Nr.73

Literatur und Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rosemarie_Pohl-Weber
Dr. Rosemarie Pohl-Weber, Ansprachen bei der Trauerfeier am 21.7.1990 im Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Focke Museum.
Brief von Dr. H.Pohl an die Verfasserin, 4/2011
Rosemarie Pohl-Weber, Broschüre anlässlich der Trauerfeier http://idw-online.de/pages/de/news11022
30 Jahre Arbeitsgemeinschaft Kunsthandwerk Bremen, S.92, Hefte des Focke Museums 1952
Autorin: Edith Laudowicz