Biografien| Aktuelles

 
Wolde, Adele Mathilde,geb.Knoop
6.3.1852 Moskau - 27.6.1932 Clausthal-Zellerfeld1


Adele Mathilde war die Tochter von Johann Ludwig (Lev Gerasimovich) Baron von Knoop (15.5.1821-1894) und Luise Mathilde (Louise Ivanovna) geb. Hoyer, (1824 St. Petersburg - 1894 in Bremen). Sie hatte zwei Schwestern, die ältere war Luise Dorothea (1844 Moskau - 1899), die jüngere Louise Emilie Anna (1858 Moskau - 1920 Bremen) und drei Brüder: Andreas/Andrej, Theodor Julius1 und Johann Gerhard Ludwig (1858 Moskau-1882 St.Magnus/Bremen).

Ihr Vater Ludwig Knoop hatte wesentlich dazu beigetragen, die russische Baumwollindustrie ins Leben zu rufen. Vom Zaren wurde ihm deshalb 1877 ehrenhalber der Titel Baron verliehen. Er hatte in Russland die russische Staatsbürgerschaft angenommen, ihre Mutter war in St. Petersburg aufgewachsen. Die Familie hielt sich häufiger in Bremen auf, 1861 siedelte sie ganz nach Bremen über.

In St.Magnus kaufte ihr Vater das Landgut Mühlental an der Lesum,das er im Tudorstil ausbauen ließ. Es wurde ab 1872 ständiger Wohnsitz der Familie, die vorher in der Stadt am Altenwall gewohnt hatte. Am 19.10.1872 heiratete Adele Johann Georg Wolde. Er war Bankier und Teilhaber des Bankhauses Schultze & Wolde, das sein Großvater 1744 mitgegründet hatte.
Das Ehepaar bekam vier Kinder: 1873 wurde Adele Louise Caroline, 1874 Carl, 1876 Johanne Louise und 1884 Ludwig geboren. Sie lebten zunächst am Altenwall, zogen dann aber in die Rembertistraße. Zusätzlich bauten sie 1892-1094 das Landhaus Schotteck auf einem Grundstück, das Adele von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte.2


Ihr Mann, sein Bruder und sein Vater waren Mitglieder des Kunstvereins, auch Adele trat ihm bei.Georg Wolde gründete mit Willy Wiegandt die Bremer Presse, die sich an der englischen Doves Press orientierte. Alle Drucke zeichneten sich durch Reduzierung der typographischen Mittel und einer sparsamen Verwendung des Buchschmucks aus.
Das Ehepaar begann, eine bedeutende Kunstsammlung anzulegen. Sie sammelten zunächst Werke von Delacroix, Corot, Renoir, Trübner und Liebermann - der Adele W. auch 1911 porträtierte.
1903 kaufte Georg W. das Haus an der Contrescarpe 22/23(heute 24) und ließ es von Rudolf Alexander Schröder erweitern und den Innenausbau gestalten. Besondere Bewunderung erregte der lavendelfarbige Musiksaal, in dem sich mehrfach die Freunde der "Goldenen Wolke"3 trafen. Zum Freundeskreis des Ehepaars gehörten zahlreiche Künstler und Literaten. Clara Rilke-Westhoff, die der Familie freundschaftlich verbunden war, schuf nach einem Foto von Adele W. ein Terrakotta-Gips-Relief, Rudolf Alexander Schröder schrieb ihr zum 80.Geburtstag einen Liederkreis und Heinrich Vogeler gestalte für sie Ex-Libris.41910 porträtierte Max Liebermann Adele Wolde,es ist ist das erste Frauen-Porträt Liebermanns.
Gustav Pauli sah in ihr die Seele des Hauses, die zeitlebens eine russisch-deutsche Aussprache behalten habe "die zu dem Ausdruck ihres bezaubernden Wesens ein wenig beitrug. Sie war nicht groß, zierlich gebaut, sehr lebhaft und von einer unbeschreiblich natürlichen Anmut."5 Nach dem Tod ihres Mannes 1911 führte sie die Sammlung weiter. Ihr Sohn Georg Ludwig, der Jurist geworden war, unterstützte sie dabei. Dabei setzte sie neue Akzente in der Sammlung: Sie kaufte je ein Bild von Cezanne, van Gogh und Gaugin,und weitere französische Impressionisten: zwei Bilder von Renoir und ein Bild von Monet und ein weiteres von Cézanne.
Infolge der Inflation verkaufte sie das Haus an der Contrescarpe und lebte bis zu ihrem Tod 1932 auf Gut Schotteck.

Rudolf-Alexander Schröder sprach bei ihrer Beerdigung am 1.7.1932 auf dem Friedhof und schrieb ihr zum Gedächtnis einen Liederzyklus mit dem Titel "Nachklang und Andenken", auch gestaltete er den Grabtempel, der noch heute auf dem Waller Friedhof steht.
R.A. Schröder widmete ihr mehrere Gedichte, nach ihrem Tod schrieb er: Mir ist, also ob mir ein Etwas fehle, Und wenn ich es denke, so weiß ich's nicht; Als spräche der Traum zum Traum:"O Seele, O Seele süße, süßes Gesicht."
Nach ihrem Tod verschenkte und verkaufte ihr Sohn mehrere Bilder der Sammlung: die Kunsthalle erhielt 1931 Gemälde von Delacroix (u.a. die Löwenjagd), Courbet. Die Porträts des Johann Georgs und Adeles erbten die Kinder. Von 1949 bis 1991 wurden sie im Depot der Kunsthalle Bremen aufbewahrt. "Dann wurden sie an die Nachlassverwaltung des jüngsten Wolde-Sohnes Ludwig bei der Deutschen Bank München übergeben und ruhten dort seitdem im Bankdepot, bis sie 2002 im Auftrag der Stiftung Ludwig Wolde versteigert und für die Bremer Kunsthalle erworben wurden."(DIE WELT Schenkung für die Kunsthalle,15.10.2003)


Ex Libris Adele Wolde von Heinrich Vogeler, Radierung mit Aquatinta

Anmerkungen:
1.http://www.die-maus-bremen.de/Datenbanken/leichenbuch/index.php?id=einzel&ia=207295.
2.http://www.sankt-magnus.de/Schotteck.html
3.Die goldene Wolke war ein Freundeskreis auf Initiative von Gustav Pauli, Rudolf Alexander Schröder, Alfred Walter Heymel entstandener Lesekreis. Im gehörten an: Lina und Robert Voigt, Lina Segnitz, Dorrrel Seebeck, Lisa Strube, Agnes von Kapff und Gustava Tewes. Er wird in Marga Bercks Buch "Die goldene Wolke - eine verklungene Bremer Melodie" beschrieben, Bremen 1954.
4.Sie befinden sich im Kupferstichkabinett der Kunsthalle.
5.Pauli, Gustav: Erinnerungen aus sieben Jahrzehnten,Rainer Wunderlich Verlag Tübingen 1936, S.229
Literatur und Quellen: Die Moderne und ihre Sammler: Französische Kunst in deutschem Privatbesitz vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, Berlin 2001
Hansen, Dorothee (Hrsg): Johann Georg Wolde und Adele Wolde - ein Bremer Sammlerpaar, Dorothee Hansen (Hg.)Die Kunsthalle Bremen und ihre Stifter
Wolde, Adele: Ludwig Knoop. Erinnerungsbilder aus seinem Leben, Bremen 1928
Bildquellen: Mühlenthal,Wikipedia gemeinfrei
Das Gut Mühlenthal in Bremen-Lesum um 1880. Das Gebäude im Tudor-Stil war von Gustav Runge nach 1860 für den Unternehmer Ludwig Knoop errichtet worden. Es wurde 1933 abgerissen.
Exlibris: Katalog der Nordwestdeutschen Kunstausstellung Oldenburg 1905, S.87
Autorin: Edith Laudowicz