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Elisabeth Felicitas Emma Therese von Baczko
1868 Mainz - Todesdatum unbekannt
 

Aus dem privaten Leben Elisabeth von Baczkos ist wenig bekannt. Sie machte eine Tischlerlehre in den Saalecker Werkstätten bei Paul Schultze-Naumburg. 1905 kam sie nach Bremen. Sie war eine herausragende Innenarchitektin und Möbeldesignerin, deren Leistung heute wieder entdeckt und neu gewürdigt wird.
Von 1909 bis 1913 lebte sie in einer gemeinsamen Wohnung mit Anna Goetze sowie ihrer aus Berlin zugereisten Schwester Felicitas. Die drei Frauen organisierten gemeinsame Ausstellungen und beteiligten sich an diversen Fördervereinen. Anna Goetze gründete 1920 zusammen mit dem Worpsweder Maler Wedemeyer das Graphische Kabinett. Elisabeth von B. war ab 1917 im Vorstand des Bremer Frauenclubs, gehörte dem Frauenbund zur Förderung deutscher Bildender Kunst, Ortsgruppe Bremen an und trat 1928 der Gedok bei. Ihre Arbeiten wurden durch den engagierten Einsatz der Kunstkritikerin, Ausstellungsmacherin und Schriftstellerin Anna Goetze (geb. 1859) und des Kunstkritikers Karl Schäfer der Öffentlichkeit bekannt gemacht."1 Durch diese öffentliche Würdigung erhielt sie viele kleine, aber auch einige große Aufträge."1908 Sie entwarf Kinder- und Gartenmöbel, Musik- und Damenzimmer wie das Beispiel von 1909, entstanden in den Vereigten Werkstätten. In der Ausstellung "Die Frau in Haus und Beruf" in Berlin 1912, die unter dem Patronat der Kaiserin stand, wurde ein Redaktionszimmer von ihr gezeigt


Damenzimmer 1908

Ausgehend von biedermeierlichen Idealen zeigte sie einfache, farbig strukturierte, mit wenigen aber betonten Möbelstücken gestaltete Räume. Sie fühlte sich den Zielen der Vereinigte Werkstätten für Kunst im Handwerk A.-G.2 verbunden, deren Mitglied sie ab 1910 war. Den Mitgliedern ging es um ökonomische Gestaltung, gekoppelt mit ausgeprägtem Verständnis für das jeweils zu wählende Material. Das übereinstimmende und heute noch geltende Urteil lautete: Elisabeth von B. versteht sich auf eine neue Ethik des Wohnens.


1906 schuf sie die komplette Innenausstattung eines Kinderheims, das in der Mainstraße in einem ehemaligen Bauernhaus geschaffen wurde. Dies Kinderheim wurde für Alleinstehende und berufstätige Mütter eingerichtet. Die Presse lobte ihre Arbeit enthusiastisch.
"Die grüngetönten Wände, oben durch einen zierlichen Fries von der weißen Decke geschieden, geben im Verein mit dem grünen Linoleum, den weißlackierten Fenstern und Türen diesen Räumen einen solchen Anstrich von Behaglichkeit, dass man sich sogleich wohlfühlt, und es auch den Kindern gewiss nicht schwer fallen wird, sich hier einzugewöhnen."3

Kinderzimmer 1910

Ebenso angetan waren sie von der Ausstattung des Neubaus Vereinskrankenhaus zum Roten Kreuz, für das sie zusammen mit Heinrich Vogeler die Kranken-, Kinder- und Schwesternzimmer gestaltete. Die Möbel waren "meist weiß gestrichen und mit kleinen farbigen Schablonen diskret verziert, die sich nach der Farbe des Wandanstriches richten. Durch Einbeziehen des Spiegels zum Waschtisch erhält auch dieses Möbel eine ansprechende Gesamtform, bei Schrank und Divan beruht die Wirkung auf einer feinen Flächengliederung. Über dem Ganzen liegt eine Stimmung heller und gesunder Sauberkeit und harmonischer Ruhe Auch geschmackvolle Garten- und Rohrmöbel sind aus den Händen E.v. Baczkos hervorgegangen, wie sie sich auch mit Erfolg auf dem Gebiete der Gartenarchitektur und der Schmuckarbeiten betätigt hat."4
Sie betätigte sich auch mit Erfolg auf dem Gebiete der Gartenarchitektur und der Schmuckgestaltung.


Auf der Weltausstellung 1910 in Brüssel- in dem Jahr,in dem sie Mitglied des Deutschen Werkbundes geworden war- wurde ihr Kinderschlafzimmer in der Abteilung Raumkunst und Kunstgewerbe gezeigt und ausgezeichnet.

Warum sie 1913 zusammen mit ihrer Mutter eine andere Wohnung bezog, ist unbekannt. Elisabeth von Baczko stellte 1927 noch Lampenentwürfe vor, danach entwarf sie überwiegend Schmuck.Warum sie 1933 nach Berlin umz0g, wo sie 1935 unter dem Namen Baszkiewicz wie ihre Schwester in der Nassauischen Straße 16 gemeldet war, ist unbekannt. In den weiteren Jahrgängen des Berliner Adressbuches findet sich ihr Name nicht mehr.


Dielenschrank

Sie beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, die große Aufmerksamkeit fanden:
1905/06 Gewerbemuseum
1905/06 Kunstsalon Leuwer
1906 Internationale Kunstgewerbeausstellung Dresden
1908 Ausstellung gemeinsam mit Carl Weidemeyer eine Ausstellung im Gewerbemuseum. 1907 Worpsweder Kunsthalle
1909 H.Vogeler und Felicitas von Baczko im Gewerbemuseum,
1910 Weltausstellung Brüssel
1913 Kunsthalle
1925 Werkbundtage

Literatur und Quellen:
Von der Volkskunst zur Moderne, Kunsthandwerk im Elbe-Weser-Raum 1900-1930, Hrsg.Stade: Landschaftsverband 1992.bildquelle ebda.
Aschenbeck, Nils: Schlichte Werkbundmöbel - die Innenarchitektin Elisabeth von Baczko, unveröffentlichtes Manuskript, Bremen 1991
Jacob, Inge: Bremer Frauen von A - Z, Bremen 1991, S.70
Schaefer, Karl: Neue Arbeiten von E. von Baczko.Bildquelle Damenzimmer und Krankenzimmer in: Kunstgewerbeblatt. NF 20, E.A. Seemann, Leipzig 1909, S. 201–204,http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kunstgewerbeblatt1909/0208
Berliner Adressbuch,1935, Teil 1, S. 65
Bauer, Corinna Isabel: Bauhaus- und Tessenow-Schülerinnen, Genderaspekte im Spannungsverhältnis von Tradition und Moderne, Inaugural Dissertation Kassel 2003
Anmerkungen:
1.Jacob, Inge, S. 70
2.in Bremen wurde am 1. März 1907 ein Ausstellungs- und Verkaufslokal der Vereinigten Werkstätten (Am Wall 138) eröffnet und in Bremen-Hemelingen eigene Werkstätten unter der Leitung von Gottfried William Schröder eingerichtet. 1910 wurde auch der Hauptsitz nach Bremen verlegt, wo er bis 1939 verblieb
3.Aschenbeck, Nils: Reformarchitektur: Die Konstituierung der Ästhetik der Moderne, Basel 2016,S.212
4.Mundt Dr.Albert: Monatsheft für freie und angewandte Kunst, Bd. 26,Leipzig, S. 337-338
In Bremen wurde am 1. März 1907 ein Ausstellungs- und Verkaufslokal der Vereinigten Werkstätten (Am Wall 138) eröffnet und in Bremen-Hemelingen eigene Werkstätten unter der Leitung von Gottfried William Schröder eingerichtet. 1910 wurde auch der Hauptsitz nach Bremen verlegt, wo er bis 1939 verblieb.
Literatur und Quellen: Aschenbeck, Nils: Schlichte Werkbundmöbel, - die Innenarchitektin Elisabeth von Baczko, unveröffentlichtes Manuskript, Bremen 1991
Ders. Reformarchitektur: Die Konstituierung der Ästhetik der Moderne, Basel 2016
Mundt Dr., DIE KUNST Albert -Leipzig Monatsheft für freie und angewandte Kunst", Bd. 26


Autorin:Edith Laudowicz