Verfolgung von Juden, Sinti und Gegnern des Faschismus,"Asozialen", ZwangsarbeiterInnen, politisch Inhaftierten, lesbische Frauen |
Der 6.März 1933 in Bremen Bei den Reichstagswahlen im März 1933 erreichte die NSDAP 32,6 %, die SPD 30,4 % und die KPD 14,1 % der Stimmen. Trotz der Mehrheit der
linken Kräfte erfolgte im Laufe des 6. März 1933 im Zuge eines wohl durchdachten Planes die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Bremen Zusammenspiels Bremer Parteiführer und des Reichsinnen-ministeriums in Berlin, hilflos, nicht ganz machtlos,
aber duldend gefördert durch das Verhalten des Bremer Senats. Mit der Machtübernahme der Nazis wurden die Juden durch immer neue Verordnungen aus dem öffentlichen Leben verdrängt, ihre Existenzmöglichkeiten mehr und mehr eingeschränkt und durch zahlreiche
Verordnungen nicht nur sämtlicher bürgerlicher Rechte sondern auch des Vermögens beraubt. SA Leute eskortieren jüdische Männer nach der Reichspogromnacht am 9.11.1933 durch die 'Waller Heerstraße in das Zuchthaus Oslebshausen Mit zahlreichen Maßnahmen wurden sie aus dem wirtschaftlichen und öffentlichen Leben verdrängt, sie mussten ihre Geschäfte aufgeben, wurden
aus dem öffentlichen Dienst entlassen und erhielten für zahlreiche Berufe Betätigungsverbote. So konnten u.a. die Organistin Käte van Tricht ihre
künstlerische Arbeit nur noch eingeschränkt durchführen, die Pianistin Henny Bromberger konnte nicht mehr auftreten und die Lehrtätigkeit wurde ihr verboten. Abschiebung von Polen jüdischer Herkunft
Nach Verabschiebung der Nürnberger Gesetze wurden jüdische Bürger polnischer Staatsangehörigkeit aus Bremen ab Oktober 1938 nach Polen abgeschoben. Brief von Rita Kahn, geb. Posnansky, die nach England flüchten konnte Emigration Durch die wirtschaftlichen und persönlichen Einschränkungen stellte sich für Viele bald die Frage der Emigration.
"Beratung und Hilfe konnte man bei der Auswandererberatungsstelle Bremen und ab 1936 zusätzlich bei der Bremer
Zweigstelle des „Hilfsvereins der Juden in Deutschland für Auswanderungsangelegenheiten" finden. Niederlande 143,England 99, Palästina 61, Argentinien 30, Südafrika 25, Österreich 24, Paraguay 24, Ecuador 21, Uruguay 21, China 19, Chile 15, Kolumbien 15, Frankreich 14,15. Kuba 14, Panama 13, Paraguay 24 Peru 7, Philippinen 1, Schweden 8, Schweiz 7, Sowjetunion 1, Spanien 2, Südamerika 3, Tschechoslowakei 2, Ungarn 5, Uruguay 21, USA 272, Venezuela 5, Zypern 1, Anzahl der Auswanderer nach Jahren Jahr 1933-72; 1932-65 1935-35 1936-72 1937-90 1938-278 1939-273 1940-19 1941- 18 Eine Anzahl von mindestens 930 ausgewanderten Personen kann zugrunde gelegt werden. Nicht enthalten sind die etwa 80 nach Polen „abgschobenen Juden. Diejenigen, die in andere europäische Länder ausgewandert waren, wurden teilweise im Verlauf des Krieges durch die Eroberung von Gebieten gefasst und in die Konzentrationslager geschickt, andere mussten sich verstecken oder erneut fliehen in dem Buch LEBENSGESCHICHTEN Schicksale Bremer Christen jüdischer Abstammung nach 1933, Hospitium Ecclesiae Br. 23, 2006 befinden sich 56 Lebensschicksale dargestellt, Hrsg.; Arbeitskreis bei der Vereinigung Bremer Kirchgeschichte' Verfolgung der Sinti und Roma m 10.8.1933 wurde ein "Gesetz zum Schutze der Bevölkerung vor Belästigung durch Zigeuner, Landfahrer und Arbeitscheuen" erlassen, dass
in dem die Vergabe von Wohnwagenplätzen und die Einweisung von sog. Arbeitsscheuen in Arbeitslager. weitere Informationen Verfolgung sog. "Asozialer" Der Begriff "Asoziale" war eine Sammelbezeichnung für als "minderwertig" angesehene Menschen aus den sozialen Unterschichten ("Ballastexistenzen"),
die nach NS-Auffassung sozialen Randgruppen zugehörten oder schwere Leistungs- und Anpassungsdefizite aufzuweisen hätten. Menschen und Menschengruppen wurden so als ressourcenverbrauchende "Schädlinge" und "unnütze Esser" etikettiert, für die die als "gutwillig" und "fleißig" bezeichnete Mehrheit der "Volksgemeinschaft"
zu ihrem Nachteil aufkommen müsse - da politisches Ziel die Erhaltung der Volksgemeinschaft war, wurden die so etikettierten nicht nur
diskriminiert sondern auch getötet. Da der Begriff nicht eindeutig festgelegt war, wurden nach Belieben unterschiedliche Gruppen oder Personen darunter subsumiert: Wohnungslose,Bettler,Landstreicher(„Wanderer“)bzw. Zigeuner,Prostituierte,Alkoholiker,Trunksüchtige, Suchtkranke,Personen mit ansteckenden Krankheiten, Elke Steinhöfel hat sich mit der Geschichte dieses Wohnviertels auseinandergesetzt. hier können ihren Bericht lesen politisch Verfolgte
Als Staatsfeinde in der NS-Diktatur galt "jeder, der dem Volk, der Partei und dem Staat, ihren weltanschaulichen Grundlagen und ihren politischen Aktionen bewusst entgegenwirkt."
Die systematische Ausschaltung der politischen Opposition durch Massenverhaftungen begann nach dem Reichstagsbrand am 27./28. Februar 1933 und zog sich bis zu Kriegsbeginn 1939 hin.
Später gab es noch eine große Massenverhaftung nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944, die sog. "Aktion Gewitter". Unabhängig davon kam es immer wieder zu Einzelverhaftungen.
Bis 1939 wurden mehr als 400 WiderstandskämpferInnen aus Bremen verurteilt, davon waren mehr als zwei Drittel Kommunisten. 150 Mitglieder der SPD und des Reichsbanners standen vor Gericht.
Viele der Verurteilten kamen nach der Verbüßung ihrer Zuchthausstrafe in ein Konzentrationslager, so Anna Stiegler und Käthe Popall.
Verfolgung von lesbischen Frauen "Der nationalsozialistische Staat behandelte homosexuelle Frauen und Männer ungleich - wie generell beide Geschlechter. Der Ausschluss von Frauen aus der Öffentlichkeit, der Politik und qualifizierten Arbeitsplätzen hatte unter anderem zur Folge, dass lesbische Frauen weniger wichtig genommen wurden als Männer und, dass daher lesbische Sexualität als unbedeutend gesehen wurde. Lesbische Frauen waren aufgrund ihrer, auch wirtschaftlichen, Unabhängigkeit von Männern besonders betroffen von allen Maßnahmen, die Frauen generell ein selbstbestimmtes Leben verunmöglichten und sie zurück in die Familie verwiesen.
Das Fehlen einer systematischen strafrechtlichen Verfolgung bedeutete jedoch nicht, dass lesbische Frauen nicht aufgrund ihrer Homosexualität diskriminiert wurden. Es kann jedoch keinesfalls die Behauptung aufrechterhalten wurden, dass sie gleichermaßen eine Opfergruppe des Nationalsozialismus waren wie etwa homosexuelle Männer. In allen Verfolgten- und Opfergruppen waren lesbische Frauen vertreten, aber: Lesbische Jüdinnen wurden verfolgt, weil sie Jüdinnen waren und nicht weil sie lesbisch waren. Lesbische Widerstandskämpferinnen wurden aufgrund ihrer politischen Aktivitäten verfolgt und deportiert.
Anders als homosexuelle Männer wurden lesbische Frauen vom NS-Staat aufgrund ihrer Homosexualität nicht systematisch verfolgt. Auch nach der Verschärfung des § 175 (Kriminalisierung sexueller Handlungen zwischen Männern) blieben auf dem Staatsgebiet des heutigen Deutschland sexuelle Kontakte zwischen Frauen straffrei.
Nur ganz selten wurden Frauen ausschließlich wegen ihrer Homosexualität in ein Konzentrationslager deportiert und dort ermordet. Lesbische Frauen trugen in diesen Lagern nicht den "Rosa Winkel"; dieses Kennzeichen auf der Häftlingskleidung war ausschließlich Männern vorbehalten. Lesbische Frauen wurden auch nicht systematisch unter dem Vorwand der "Asozialität" verfolgt und daher auch nur
in Ausnahmefällen mit dem "Schwarzen Winkel" der "Asozialen" gekennzeichnet." Gudrun Hauer: Weibliche Homosexualität in der NS-Zeit. In: Andreas Baumgartner/Ingrid Bauz/Jean-Marie Winkler (Hg.): Zwischen Mutterkreuz und Gaskammer. Täterinnen und Mitläuferinnen oder Widerstand und Verfolgte? Beiträge zum Internationalen Symposium "Frauen im KZ Mauthausen" am 4. Mai 2006. Wien: edition Mauthausen 2008, S. 27-33, 167-171 Gudrun Hauer: Erica Fischers "Aimée und Jaguar": eine Analyse ausgewählter Beispiele der Rezeptionsgeschichte. In: Elke Frietsch/Christina Herkommer (Hg.): Nationalsozialismus und Geschlecht. Zur Politisierung und Ästhetisierung von Körper, "Rasse" und Sexualität im "Dritten Reich" und nach 1945. Bielefeld: [transcript] 2008, S. 366-383 Die Familie Hollmann: Heinrich Hollmann war ein wohlhabender Wein- und Spirituosenhändler, der über eine eigene Brennerei und über umfangreichen Haus- und Grundbesitz verfügte. Er und seine Ehefrau Eleonore gehörten seit 1929 der KPD und auch der Roten Hilfe an.
Im Jahre 1942 kaufte er ein Telefunken-Superradio, mit dem er die ausländischen Sender gut empfangen konnte. Eine Mieterin fühlte sich durch die Lautstärke des Radios gestört und zeigte sie an. Sie kamen wegen "Vorbereitung zum Hochverrat"
Untersuchungshaft und Heinrich Hollmann wurde zu vier, seine Frau Eleonore zu dreiviertel Jahren Zuchthaus verurteilt, blieben aber bis Ende des Dritten Reich in Haft.
Die Firma wurde von der jungen Kontoristin Inge Majer weitergeführt, die Tochter Orlenka, die freigesprochen worden war, brach ihr Studium ab und übernahm den Betrieb. Sie hatte Beziehungen zu Georg Gumpert,
Mitglied der kommunistischen Widerstandsgruppe auf der AG Weser.
Gegen sie lagen aber keine Anklagepunkte vor, wurde dennoch verhaftet. Sie wurde zweimal freigesprochen, aber dennoch in das KZ Ravensbrück gebracht, wo sie bis Kriegsende bleiben musste. Ermordung von Lilly Karmann Nicht nur politischer oder kirchlicher Widerstand führt zu Verhaftung und Tod. Je mehr das Regime aufgrund der militärische
Niederlagen in Bedrängnis kam, je drastischer wurden die Verfolgungen. Das zeigt z.B. folgendes Schicksal:
Im Herbst 1943 fragte eine junge Frau die Verkäuferin Lilly Karmann, eine Halbjüdin, ob sie ihr bei der Suche einer Wohnung behilflich sein könnte, sie
wolle nämlich heiraten. Frau Karmann meinte dazu, es sei doch sehr gewagt, in dieser Situation zu heiraten. Befragt, wie sie sich die Zukunft denke, meinte Lilly Karmann,
wahrscheinlich würde Stalin verlangen, dass die deutschen Männer erst wieder die Sowjetunion aufbauten. 'An aufbau bei uns wird nicht zu denken sein. Und
wir hier werden nichts kaufen können und wenig zu essen haben...Strafe muss ja auch sein. Die Nazis müssen erst das ausfressen, was sie
sich eingebrockt haben.' Sie wurde angezeigt und vor dem Freisler Gericht zum Tode verurteilt."Mag sie auch bisher nicht politisch Aufgefallen sein,
solche defätistischen Reden im vierten Kriegsjahr ist doch ein Zeichen dafür, dass sie völlig ehrlos ist... Sie wurde am 27. Januar 1944 hingerichtet."
Bremen im 3.Reich, S.397 Frauen in der Hindenburgkaserne und dem Außenlager Obernheide Von September 1943 bis zum April 1944 diente die Hindenburgkaserne in der Bossdorfstraße in Bremen Huckelriedeals KZ-Außenlager der II. SS-Baubrigade Neuengamme.
In den Pferdeställen wurden ukrainische Zwangsarbeiter untergebracht. Am 2.August 1944 traf am Neustadtsbahnhof ein Häftlingstransport mit Ungarinnen ein, die in der Hindenburgkaserne untergebracht werden, ein weiterer Transport kam mit 300 polnischen Jüdinnen aus Auschwitz 28.August 1944 in Bremen an. Die Frauen wurden zur Trümmerbeseitigung in der Bremer Innenstadt eingesetzt, eine gefährliche und anstrengende Arbeit. Fast täglich wurde Bremen aus der Luft angegriffen. Die Frauen durften bei Fliegerangriffen keine Schutzbunker oder Splittergräben aufsuchen. Häftling der 2.SS Baubrigade bei Aufräumarbeiten nach einem Bombenangriff 1945 ![]() Im Sommer 1944 gab es in Bremen über 200 solcher Lager, in denen mehr als 1400 Männer und Frauen zusammengepfercht waren.Die Behandlung der Ausländer war sehr unterschiedlich und richtete sich vor allem danach, aus welchem der während des Krieges von den Deutschen besetzten Gebiete
sie jeweils stammten. Am schlechtesten wurden die Russen behandelt — und zwar nicht nur die Kriegsgefangenen, sondern auch die sogenannten »Ost-Arbeiter«, die als »freiwillige« Arbeitskräfte nur geringfügig besser gestellt waren. Sie und auch die polnischen Arbeiter mußten ein diskriminierendes Zeichen an der Brust tragen:1 die Rus
sen ein weiß-blaues Stoffabzeichen mit dem Aufdruck »Ost«, die Polen ein gelb-lila Zeichen mit dem Aufdruck »P«. Freiwillig waren im übrigen nur die wenigsten dieser Menschen gekommen. Die meisten hatte man bei regelrechten Menschenjagden für den Arbeitseinsatz im Großdeutschen Reich angeworben; Kino- und Theatersäle,
Wochenmärkte, ja ganze Dörfer wurden damals umstellt, um die Arbeitsfähigen auszusortieren und nach Deutschland abzutransportieren. hier mehr Informationen zur Situation von Zwangsarbeiterinnen in Bremen Autorin:Edith Laudowicz Literatur und Quellen: Zwangsarbeit, Rüstung, Widerstand 1931 - 1945, Beiträge zur Sozialgeschichte, Heft 5, Bremen 1982 Balz, Hanno: die Arisierung von jüdischem Haus- und Grundbesitz in Bremen, Bruss, Regina:Die Bremer Juden unter dem Nationalsozialismus, Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv Bremen Dünzelmann, Anne E.: Zur Geschichte jüdischen Lebens in Bremen seit 1872,Bremen 1995 Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen, herausgegeben von Wilhelm Lührs,Band 49 Bremen, 1983 Am Roland hing ein Hakenkreuz - Bremer Kinder und Jugendliche in der Nazizeit, Hrs. Schulgeschichtliche Sammlung Bremen 2002 Jüdisches Leben in der Bremer Neustadt während der NS Zeit, Arbeitsgemeinschaft Stadtteil Geschichte Bremen 2001 Lührs Wilhelm:„Reichskristallnacht“ in Bremen – Vorgeschichte, Hergang und gerichtliche Bewältigung des Pogroms vom 9./10. November 1938. (Herausgegeben vom Senator für Justiz und Verfassung der Freien Hansestadt Bremen in Verbindung mit der Israelitischen Gemeinde Bremen Marßolek,Inge/Ott, René: Bremen im 3. Reich Anpassung-'Widerstand Verfolgung, Bremen 1986 Markreich Max, Geschichte der Juden in Bremen und Umgegend, Bremen 2003 Riespott, KZ an der Norddeutschen Hütte, Berichte, Dokumente, Erinnerungen über Zwangsarbeit 1935-45, Kollegengruppe der Klöckner-Hütte Bremen, Bremen 1984 https://www.stuhr.de/daten/Spurensuche-Obernheide/bergen-belsen.htm Der Senator für Justiz und Verfassung der Freien Hansestadt Bremen (Hrsg.) Strafjustiz im totalen Krieg, Aus den Akten des Sondergerichts Bremen 1940 - 1945. Bd. 3, Bremen 1994 Lebensgeschichten-Schicksale Bremer Chrsten jüdischer abstammung nach 1933, Hospitium Ecclesiae, Forschung zur Bremischen Kirchgeschichte, Band 23 2006, Hauschild GmbH |